Die europäische Industrie hat unter dem Begriff Industrie 4.0 einen Weg der digitalen Transformation eingeschlagen. Während das Konzept der Industrie 4.0 in erster Linie von Produktivitäts- und Technologieerwägungen geleitet wurde, ergänzt und erweitert „Industrie 5.0“ indem sie die wichtige Rolle von Industrie in der Gesellschaft und ihre Koexistenz mit aufkommenden gesellschaftlichen Trends anerkennt. Industrie 5.0 steht für die gesellschaftliche Bedeutung von Industrie, nicht nur als Arbeitgeber und Produzent, sondern als Quelle für sinnstiftende Arbeit, Qualifizierung, und generell Lebensqualität. Der Begriff betont die Bedeutung von Kreativität und Empowerment in Verbindung mit fortschrittlichen Technologien wie künstlicher Intelligenz, Robotik, Internet der Dinge und anderen digitalen Innovationen. Ein weiteres Ziel von Industrie 5.0 ist es, nachhaltige und umweltfreundliche Produktionsprozesse zu fördern.
Um die industrielle Produktion auf die nächste Stufe zu bringen, sollten menschliche Fähigkeiten und technologische Fortschritte kombiniert werden, um innovative und nachhaltige Lösungen zu schaffen. Drei Veränderungen sind dazu erforderlich:
- Der Mensch steht im Mittelpunk (human centricity) Arbeit und und Arbeitsplätze müssen so gestaltet sein, dass sie verantwortungsvolle Aufgaben, persönliches Wachstum, Ergonomie, Partizipation etc ermöglichen.
- Die Industrie selbst muss umweltfreundlicher und zirkulärer werden. Diese Veränderungen erfordern auch neue Management- und Arbeitskraft-Qualifikationen.
- Resilienz auf Ebene von Firmen, Sektoren, globalen Wertschöpfungsketten bedingt Investitionen in Qualifikationen und die Suche nach neuen Synergien zwischen den Interessen der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter:innen, wenn die Industrie angesichts einer zunehmend unbeständigen Welt widerstandsfähiger werden soll.
Das AIT Center for Innovation Systems & Policy ist Teil des EU-Forschungsprojekts Bridges 5.0, das eine konzeptionelle Weiterentwicklung und empirische Fundierung von Industrie 5.0 anstrebt. Neben einem vertieften konzeptionellen Verständnis befassen wir uns mit statistischen Analysen von Jobtransformationen und veränderten Qualifikationsanforderungen der zukünftigen Industrie. „Dazu setzen wir neuartige Methoden des Web Scraping ein, um Daten über neue Jobprofile zu sammeln. Darüber hinaus entwickelt das Center Bausteine für eine zukunftsorientierte Politikgestaltung, indem qualitative und quantitative Ansätze und Methoden angewendet und miteinander kombiniert werden“ so AIT Projektleiterin Doris Schartinger.