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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

TRIAL Austria: fünf innovative Krisenmanagement-Lösungen werden in Eisenerz getestet

13.08.2019
Dreitägige Übung im österreichischen Eisenerz testet neue Lösungen für das Krisen- und Katastrophenmanagement

Brüssel, 13. August 2019: In Europa treten täglich Erdbeben auf. Im Juli 2019 wurden nicht weniger als 27 Erdbeben der Größenordnung 4 bis 5 registriert, die meisten davon in Südosteuropa (Quelle: Incorporated Research Institutions for Seismology). Obwohl Ereignisse dieser Größenordnung selten schwere Schäden anrichten, hat der alte Kontinent eine lange Geschichte von verheerenden Erdbeben, die die Bevölkerung heimsuchten, erlebt. Vor 10 Jahren, im Jahr 2009, starben rund 300 Menschen bei einem Erdbeben, das die Region um die Stadt L'Aquila in den Abruzzen in Italien verwüstete. Mehr als 100 Jahre zuvor, am 28. Dezember 1908, erschütterte ein heftiges Beben Süditalien und forderte in der sizilianischen Hafenstadt Messina und in der Region Kalabrien rund 95.000 Tote.

Um die Resilienz Europas gegen diese Art von Krise zu stärken, wird das Projekt DRIVER+ vom 12. bis 14. September 2019 in der Region Eisenerz einen sogenannten „Trial“, also eine Test von fünf innovativen Krisenbewältigungslösungen, anhand eines Erdbebenszenarios, durchführen und die unterschiedlichen Lösungen evaluieren.

DRIVER+

DRIVER+ (Driving Innovation in Crisis Management for European Resilience) ist ein von der EU finanziertes Projekt, das die Akteure des Krisenmanagements dabei unterstützt, die bestmöglichen Wege zur Bewältigung von Katastrophen zu finden. Insgesamt finden während der Projektlaufzeit vier Versuche und ein abschließendes Demonstrationsevent statt. Beteiligt sind unterschiedliche Akteure des Krisenmanagements die verschiedene innovative Lösungen identifizieren, ausprobieren und bewerten, inwieweit diese ihre potenziellen Erwartungen erfüllen. Dazu wurde eine Reihe von vorab identifizierten Anforderungen definiert, welche es zu lösen bzw. zu erfüllen gilt. Drei Trials wurden bereits erfolgreich durchgeführt, jeweils einer in Polen, Frankreich und den Niederlanden.  Trial Austria ist nun der vierte und letzte Trial des Projekts.

Alle Trials werden nach der im Projekt entworfenen Trial Guidance Methodology (TGM) mit Unterstützung einer für das Projekt entwickelten Testbed-Infrastruktur und dem Trial Guidance Tools (TGT) vorbereitet, durchgeführt und bewertet. Diese drei eng miteinander verbundenen Komponenten wurden speziell dafür entwickelt, den Organisatoren der Trials zu helfen, eine Krise so realistisch wie möglich zu gestalten. Die Beschreibungen der getesteten Lösungen sind im DRIVER+ Portfolio of Solutions (PoS) gespeichert, d.h. in einer öffentlichen zugänglichen-Datenbank, die auch wertvolle Informationen über andere Krisenmanagement relevanten Lösungen enthält. Das PoS ist online unter http://pos.driver-project.eu/ einsehbar.

Der Pilotversuch

Der Schwerpunkt des Trial-Austria liegt in der Ermittlung und Erprobung von Lösungen zur Überwindung möglicher Defizite bei der Steuerung und Begleitung von Freiwilligen in Krisenszenarien in Bezug auf Standort, Aufgabenstellung, Fähigkeiten der einzelnen Akteure und Dauer der Einsätze. Außerdem soll aber auch die Möglichkeit, unterschiedliche Datenquellen in Echtzeit (z.B. Visualisierung von Ressourcen, taktische Situation, kritische Asset-Karten, beschädigte Objekte/Infrastruktur usw.) zusammenzuführen, um die Entscheidungsfindung des Einsatzleiters zu unterstützen und den Austausch krisenbezogener Informationen zu vereinfachen.

Der Trial wird auch Lösungen für die Bereitstellung psychosozialer Unterstützung und Interaktion mit Freiwilligen evaluieren. Schließlich wird die Übung darauf abzielen, die im Rahmen des DRIVER+-Projekts entwickelten Methoden und Lösungen zu validieren, um die bereits bestehenden bewährten Verfahren zur Organisation von Übungen, Versuchen und Tests systematisch zu nutzen und zu verbessern.

Der Trial-Austria findet zeitgleich und in enger Abstimmung mit der IRONORE 2019 statt, der von der EU co-finanzierten Bundesübung des Roten Kreuzes in Eisenerz. Nationale Notfallorganisationen werden mit ihren Freiwilligen und Experten präsent sein und dabei Geräte, Fahrzeuge und Werkzeuge in simulierten Katastrophenszenarien einsetzen.

Nach einer Ausschreibung wurden die folgenden fünf Lösungen ausgewählt, die während des Trials getestet werden sollen:

  • CROWDTASKER vom AIT Austrian Institute of Technology ermöglicht es Krisenmanagern, eine große Anzahl von nicht-institutionellen (spontanen oder vorregistrierten) Freiwilligen mit anpassbaren Aufgaben zu beauftragen und Informationen von ihnen zu sammeln.
  • AIRBORNE & TERRESTRIAL SITUATIONAL AWARENESS, vom DLR, besteht aus mehreren einzelnen Komponenten und Werkzeugen, die Luftbilder und Informationen zur Erstellung eines genauen Lagebildes liefern.
  • PSYCHOLOGICAL FIRST AID (PFA), vom Dänischen Roten Kreuz Dieses Szenario basierte PFA-Training liefert Wissen darüber, was PFA ist, Richtlinien über die Durchführung von PFA und ein erfahrungsorientiertes Trainingspaket, um die Fähigkeit von Ersthelfern und ihren Führungskräften aufzubauen, qualitativ hochwertige PFA zu liefern.
  • VIEWTERRA Evolution von VWORLD ist ein kombiniertes Paket von "GIS & Simulation" Produkten, das es zivilen Einsatzkräften ermöglicht, schnell eine virtuelle 4D-Darstellung aller potenziellen Krisengebiete der Erde zu erstellen. Diese Lösungen liefern ein gemeinsames operatives Bild sowohl für das Krisenzentrum als auch für die Rettungseinheiten vor Ort.
  • ASIGN PRO von ANSUR reduziert die Reaktionszeit bei Katastrophen durch ein besseres situatives Verständnis durch Bereitstellung hochpräziser, missionskritischer georäumlicher Foto- und Videokommunikation. ASIGN PRO unterstützt auch Tracking, Geozonen, Beurteilungsvorlagen, UAV-Operationen sowie mobile Satellitenkommunikation, im Falle das eine herkömmliche Kommunikation nicht möglich ist.

Das Testszenario

Der zentrale Teil Österreichs wird von einem schweren Erdbeben und nachfolgenden starken Regenfällen heimgesucht. Die Region Eisenerz (Steiermark, Österreich) ist in hohem Maße von Vermissten, Verletzten, eingestürzten Gebäuden, blockierten Straßen und gefährdeten Industriebetrieben betroffen. Die Bewohner haben ihre Häuser verlassen, haben Angst vor Nachbeben und Einsturz von Gebäuden und müssen aufgrund des Fehlens von temporären Unterkünften und blockierten Straßen tagelang im Freien bleiben. Es kommt zu einer Unterbrechung der Versorgung mit Wasser, Nahrung,  der Bereitstellung von Unterkünften, Transport sowie der  medizinischen Versorgung. Ebenso sind die Strom- und Mobilfunknetze schwer beeinträchtigt.

Alle lokalen und nationalen Einsatzstellen (Rotes Kreuz, Feuerwehr, Polizei und Bundesheer) sind vor Ort im Einsatz. Aufgrund der raschen Ausweitung des betroffenen Gebiets und der bereits gebundenen nationalen Einsatzkapazitäten wird das Katastrophenschutz-Verfahren der Europäischen Union aktiviert. Internationale Hilfe wird angefordert, um durch die Bereitstellung von medizinischer Behandlungen, von Wasseraufbereitungsanlagen sowie bei Such- und Rettungsaktionen zu unterstützen. Aufgrund der Schwierigkeiten beim Zugang zum betroffenen Gebiet und der verschiedenen Auswirkungen der Katastrophe besteht ein dringender Bedarf an humanitärer Hilfe und einer Erkundung der Lage. Eine große Anzahl von Freiwilligen und Rettungsgeräten wird benötigt, um mit der steigenden Zahl der Betroffenen fertig zu werden. Ebenso besteht ein besonderer Bedarf an der Koordination der spontanen Freiwilligen vor Ort.

Das Szenario erfordert ein Engagement von Interessensgruppen auf allen Ebenen des Krisen- und Katastrophenmanagements und aller an der Krisenbewältigung beteiligten Stellen: Österreichisches Rotes Kreuz, Österreichische Feuerwehren, Polizei, Bundesheer, Entscheidungsträger und Behörden.

Von Notfallorganisationen aus Nachbarländern wird eine Beteiligung gemäß den im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens festgelegten Prozessen erbeten. Die Beteiligten werden in einem realitätsnahen Informationsaustausch auf der Grundlage der derzeit verfügbaren Mittel, der Krisenmanagementpläne, der Rettungsverfahren und der bewährten Vorgehensweisen der Beteiligten entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Projekt-Website unter https://www.driver-project.eu/ sowie auf Facebook unter https://www.facebook.com/TrialAustria. Informationen zu IRONORE sind hier zu finden: www.ironore.eu.

Der Trial-Austria des im 7. Rahmenprogramm für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration durch die Europäische Union unter dem Grant Agreement Nr. 607798 geförderten Projekts Driver+ wird in enger Kooperation mit IRONORE abgestimmt und durchgeführt.

The DRIVER+ project has received funding from the European Union’s Seventh Framework Programme for research, technological development and demonstration under Grant Agreement no. 607798.

The opinions expressed in this document reflect only the author’s view and reflects in no way the European Commission’s opinions. The European Commission is not responsible for any use that may be made of the information it contains.

 

Kontakt

Mag. (FH) Michael W. Mürling
Marketing and Communications
AIT Austrian Institute of Technology
Center for Digital Safety & Security
T +43 (0)50550-4126
michael.muerling(at)ait.ac.at I www.ait.ac.at