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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

AIT-Technologien für ein nachhaltiges Blutmanagement in Österreichs Spitälern

12.04.2011

Vor der Zielsetzung leading edge Technologien für unser zukünftiges Gesundheitssystem bereitzustellen, entwickeln ExpertInnen des AIT Austrian Institute of Technology (Safety & Security Department) modernste IKT-Technologien, die vor dem Hintergrund des medizinischen Einsatzgebiets einen zentralen Fokus auf Interoperabilität und Sicherheit legen. Hier haben die ExpertInnen auf Basis der bestehenden AIT eHealth-Technologie ein webbasiertes Datenerfassungsservice umgesetzt, das einen sicheren organisationsübergreifenden Datenaustausch ermöglicht.

Verglichen mit anderen europäischen Ländern liegt Österreich beim Blutverbrauch an der Spitze. Bereits im Jahr 2004 beauftragte das Bundesministerium für Gesundheit daher die ARGE Gombotz/Rehak/Hofmann mit der Durchführung einer Benchmark-Studie. Diese beauftragte das AIT mit der Entwicklung  eines webbasierten Datenerfassungsservice auf deren Basis eine qualitätsgesicherte Erhebung über den Verbrauch von Blutkomponenten in ausgewählten österreichischen Spitälern durchgeführt wurde.

Untersucht wurde der Blutverbrauch bei selektiven chirurgischen Eingriffen wie z.B. totaler Hüft- bzw. Kniegelenksersatz, Hemikolektomie oder aortokoronare Bypass-Operation. Österreich wurde in drei Regionen (West, Ost und Mitte) unterteilt, insgesamt nahmen 18 zufällig ausgewählte Spitäler teil. Dabei zeigte sich, dass sowohl der mittlere Blutverlust als auch die Prozentzahl der PatientInnen, die eine Transfusion erhielten, zwischen den Spitälern stark schwanken.

Um nun festzustellen, ob sich die Transfusionspraxis seit der Studie im Jahre 2004 verändert hat, wurde 2010 eine Folgestudie durchgeführt, bei der wieder sowohl Datenerfassung, als auch Qualitätssicherung durch das AIT Austrian Institute of Technology durchgeführt wurden:

“Die eHealth-Gruppe des Safety & Security Departments vom AIT Austrian Institute of Technology war maßgeblich an der qualitätsgesicherten Datenerhebung zur aktuellen Blutkomponenten Benchmarkstudie beteiligt. Durch das hochverfügbare, webbasierte Datenerhebungssystem und die stichprobenartige Qualitätskontrolle an den beteiligten Krankenhäusern konnte innerhalb des vorgesehenen, knappen Zeitbereiches Daten zu 4.788 Fällen erfasst werden. Damit war es möglich, die Ergebnisse der bereits im Jahr 2004 durchgeführten Datenerhebung im Wesentlichen zu bestätigen. Die Ergebnisse der beiden Datenerhebungen dienen dem Bundesministerium für Gesundheit als Grundlage zur Erstellung von Richtlinien für die österreichweite Einführung von Patient Blood Management.“
Univ.-Prof. Dr. med. Hans Gombotz, Allgemeines Krankenhaus Linz, Studienleitung

An dieser Folgestudie nahmen 15 der 18 Krankenhäuser der seinerzeitigen Studie sowie 6 neue Häuser teil. Darüber hinaus wurde die Studie auch um eine Piloterhebung bei zusätzlichen Indikationen (Intensivstation, hämatoonkologische Ambulanz) erweitert.

Die Ergebnisse zeigen, dass an knapp der Hälfte der 15 Zentren, die an beiden Studien mitgemacht haben eine signifikante Abnahme und an zumindest einem Zentrum eine signifikante Zunahme der Prozentzahl der PatientInnen die eine Transfusion erhielten zu beobachten war. Darüber hinaus konnte aufgezeigt werden, dass über 90% der PatientInnen mit präoperativer Anämie nicht behandelt werden. Die Anämiebehandlung könnte jedoch zu einem reduzierten Transfusionsbedarf führen.

Als Folge veröffentlichte das Bundesministerium für Gesundheit im März 2011 ein Papier zur „Umsetzung des Patient Blood Management im österreichischen Gesundheitswesen“,  das auf den Ergebnissen der beiden AIT-Erhebungen basiert und unter anderem vorsieht, dass das Benchmarking kontinuierlich fortgesetzt werden soll. Damit legte das AIT Austrian Institute of Technology eine fundierte Datenbasis für die nachhaltige Einführung von Patient Blood Management und die kontrollierte Anwendung von Blutprodukten in Österreichischen Spitälern.

Weitere Informationen:

Vorträge von Gombotz/Rehak im Rahmen des Symposiums Mythos Blut

Infoseite zum Blood Management - Safety & Security Department