Private Haushalte werden künftig eine wichtige Rolle in unserem Energiesystem spielen. Teilnehmer*innen von erneuerbaren Energiegemeinschaften produzieren, nutzen und teilen Strom und Wärme selbstständig und lokal. Eine aktuelle Studie des AIT Austrian Institutes of Technology im Auftrag von Wien Energie zeigt, dass Energiegemeinschaften europaweit im Kommen sind. Knapp 80 Projekte wurden in diesem Themenumfeld identifiziert und sieben bedeutende Projekte aus Portugal, Deutschland, Österreich, Schweiz und den Niederlanden für eine vertiefende qualitative Untersuchung ausgewählt. Es zeigt sich: Die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen sind höchst unterschiedlich. Gemeinsam haben alle Projekte, dass sie auf effizienten Energieeinsatz, Klimaschutz und Gemeinschaftsbildung abzielen.
Energiegemeinschaften „brauchen eine treibende Kraft“
„Die aktive Teilnahme von Haushalten an der lokalen Energieversorgung setzt sowohl das Engagement der Bevölkerung, aber auch eine optimierte technische Umsetzung voraus. Die Herausforderung liegt darin die Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Versorgung auf lokaler Ebene in einem optimierten Gleichgewicht zu halten. In unseren Forschungsprojekten werden dazu verschiedene Ansätze wie der Einsatz von Blockchain-Technologien, lokale Speicher oder auch automatische Steuerungen untersucht. Richtig aufgesetzt können Energiegemeinschaften durch die aktive Beteiligung von Bürger*innen dazu beitragen, die regionale Erzeugung und Nutzung von erneuerbaren Energien zu forcieren“, so Wolfgang Hribernik, Head of Center for Energy am AIT, anlässlich der Präsentation der Studie.
„Die Partizipation der Bevölkerung an der Energiewende ist keine Randerscheinung mehr, sondern ein europaweites Entwicklungsfeld. In unserer Studie haben wir Projekte aus ganz Europe analysiert. Es zeigt sich, dass erneuerbare Energiegemeinschaften praxistauglich sind. Hürden können aber der rechtliche und organisatorische Rahmen oder auch hohe Anfangsinvestitionskosten sein. Zum Gelingen von Energiegemeinschaften braucht es deshalb eine treibende Kraft“, sagt Hans-Martin Neumann, AIT-Studienautor.
„Energiegemeinschaften sind ein wichtiger Hebel, damit die Energiewende gelingt. Jeder einzelne kann so zum Klimaschutz beitragen. Wien Energie hat schon vor drei Jahren mit der Urban Pioneers Community im Viertel Zwei erste Schritte in diese Richtung gesetzt und gehört damit heute zu den Vorreitern in Europa“, so Wien Energie-Geschäftsführer Michael Strebl. „Wenn das EAG nächstes Jahr in Kraft tritt, stehen wir als Partner für die Umsetzung in der Praxis bereit! Wir können dieser Motivator sein!“
Erfolgsfaktoren: So kann die Umsetzung gelingen
Die Studie nennt auf Basis der Analysen vier Schritte, um Energiegemeinschaften breit implementieren zu können:
- Frühzeitige Einbindung der Teilnehmenden und kontinuierliche Kommunikation,
- einfacher organisatorischer Rahmen ohne bürokratische Hindernisse,
- Förderungen als Anschubfinanzierung zu Ausbau erneuerbarer Energieanlagen sowie
- Integration in langfristige Stadt- und Quartiersplanung.
Über die Studie
Für die Studie erfasste das AIT Center for Energy systematisch knapp 80 bestehende europäische Projekte im Themenfeld Energiegemeinschaften und Plusenergiequartiere. Es erfolgte eine Klassifizierung der Projekte anhand ausgewählter Kriterien wie zum Beispiel Größe der Stadt und des Areals, Neubau oder Bestandssanierung, Stand der Umsetzung, Energiekonzept und innovative Aspekte (Energietechnologien, Prozesse, Geschäftsmodelle). Im zweiten Schritt wurden sieben bedeutende Projekte für eine vertiefende Analyse ausgewählt und leitfadengestützte Expert*inneninterviews mit Projektleiter*innen und Projektmitarbeiter*nnen zu folgenden Themenfeldern geführt: Organisation, Smarte Energieversorgung, Infrastruktur & Anlagen, Community Management.
Gesamte Studie hier zum Download
Rückfragehinweis
Mag. Margit Özelt
AIT Center of Energy, Marketing & Communications
M: +43 /664/8839 0660 / E: margit.oezelt@ait.ac.at