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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Österreichische Spitzentechnologie für die ISS

17.12.2018
Pulswellen Technologie des AIT zum zweiten Mal im Weltraum

Baikonur/Wien, 03.12.2018. Das Gemeinschaftsprojekt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Institut für Biomedizinische Probleme Moskau (IBPM) und dem AIT Austrian Institute of Technology soll die langfristigen Effekte der Schwerelosigkeit im All auf den menschlichen Blutkreislauf erforschen. Die Ergebnisse ebnen den Weg zu bemannten Langzeitmissionen zum Mond und Mars.

Die Besatzungsmitglieder der Expedition 57S sind der russische Kosmonaut und Kommandant Oleg Kononenko, die NASA-Astronautin Anne McClain und der kanadische Astronaut David Saint-Jacques. Sie traten ihre Reise zur internationalen Raumstation ISS mit einer Sojus-FG Trägerrakete vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan am 3.12.2018 an. Diese Mission ist die vorgezogene Ersatzmission für den Fehlstart der letzten bemannten Mission am 11. Oktober 2018, wo eine Fehlfunktion der zweiten Raketenstufe zu einem frühzeitigen Abbruch führte, die Besatzung könnte aber wohlbehalten landen.

Das Cardiovector-Projekt erforscht die Langzeitauswirkungen von Schwerelosigkeit auf das menschliche Herz-Kreislauf-System. Durchgeführt wird das internationale Forschungsprojekt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, dem Institut für Biomedizinische Probleme Moskau und dem AIT Austrian Institute of Technology, Wiener Neustadt/Wien. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die medizinische Versorgung von Astronauten auf Langzeitmissionen im All.

„Frühere Messungen bei Astronauten haben gezeigt, dass die Interaktion zwischen Herz und Arterien in der Schwerelosigkeit anders abläuft als auf der Erde. Daher ist es nicht auszuschließen, dass langanhaltende Schwerelosigkeit ein Risiko für Astronauten darstellen könnte“, erklärt Dr. Siegfried Wassertheurer, Senior Scientist am AIT im Center for Health & Bioresources.
„Unser Ziel ist es daher, mit Hilfe des eigens entwickelten ARCSolver®-Algorithmus herauszufinden, welche Auswirkungen DeepSpace Missionen auf den menschlichen Blutkreislauf haben“, so Wassertheurer weiter.

Die Besatzungsmitglieder der Expedition 57S werden während der 187 Tage dauernden Mission Hunderte Experimente in Biologie, Biotechnologie, Physik und Geowissenschaften durchführen. Darunter auch Herzkreislauf Messungen mit dem in Rußland und  Deutschland entwickelten Mobil-O-Graph® - Langzeitblutdruckmessgerät, auf dem der von AIT entwickelte ARCSolver® Algorithmus läuft. Die Messungen sollen innerhalb der nächsten 4 Wochen an Board der ISS beginnen.
Die Praxistauglichkeit wurde zuvor in dutzenden Parabellfügen im französischen Bordeaux mit Mitteln der ESA (European Space Agency) unter Beweis gestellt.

„Weltraumflüge sind immer noch eine sehr kostspielige Angelegenheit und Transportkapazitäten äußerst beschränkt.“ erläutert Dipl.-Ing. Manfred Bammer, Head of Competence Unit Biomedical Systems (AIT). „Bevor daher ein Gerät oder eine Versuchsanordnung auf die ISS gesendet wird, muss die Praxistauglichkeit z.B. bei solchen Parabelflügen unter Beweis gestellt werden. Unsere wissenschaftlichen MitarbeiterInnen haben hier hervorragende Arbeit geleistet und die 30-jährige Tradition österreichischer Raumfahrtforschung erfolgreich weitergeführt!“
Österreichische Technologien stellen seit Jahrzehnten bahnbrechende Entwicklungen auf den Markt und sind an etlichen Missionen der Europäischen Weltraumagentur maßgeblich beteiligt. Heute zählen mehr als 100 Unternehmen mit über 1000 Beschäftigte zum heimischen Weltraumsektor und erwirtschaften dabei jährlich rund 125 Mio EUR. (Stand 2016).