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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Smart Grids schaffen Infrastrukturen für neue Energiemärkte

08.06.2015

Smart Grids Week 2015: Österreich führend bei internationalen Partnerschaften und Kooperationen
"Die Energiesysteme befinden sich in einem dynamischen Veränderungsprozess. Dies betrifft einerseits die technologische Entwicklung, um die Integration von erneuerbaren Energien zu ermöglichen. Andererseits verändern sich auch die ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Smart Grids spielen dabei eine wichtige Rolle. Neben der technischen Infrastruktur schaffen sie die Basis für die Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen", so Michael Paula, Leiter der Abteilung der Energie- und Umwelttechnologien im bmvit, anlässlich der Eröffnung der zehnten Smart Grids Week in Wien.
Österreich befindet sich in der Entwicklung von Smart-Grids-Technologien in einer Vorreiterrolle. Mit den Smart-Grids-Modellregionen, hervorragenden Forschungs- und Entwicklungsinitiativen sowie moderner Laborinfrastruktur leistet Österreich im Rahmen von europäischen Initiativen einen weltweit sichtbaren Beitrag. "Die frühe Identifikation und konsequente Weiterentwicklung des Schwerpunktes intelligenter Stromnetze seitens des bmvit in den letzten zehn Jahren zeigt nun konkrete Erfolge. Der nächste Schritt für die erfolgreiche Marktüberleitung der Smart-Grids-Technologien ist die Entwicklung von Geschäftsmodellen. Der Ball ist nun bei den Umsetzungsakteuren. Die Herausforderung liegt darin, ökonomische Modelle zu entwickeln, die sowohl den Anforderungen des Netzbetriebes und der Kunden als auch des Marktes entsprechen", erklärt Paula.
Im intelligenten Stromnetz der Zukunft werden im Niederspannungsnetz dezentrale Komponenten wie etwa eine Photovoltaikanlage, Elektroautos, Speicher und Ausgleichslasten eine stärkere Rolle spielen. Diese Akteure müssen über ein intelligentes Netz und entsprechende Geschäftsbeziehungen so verbunden werden, dass erstens ein stabiler und effizienter Netzbetrieb sichergestellt wird, zweitens Anreize für Konsumenten entstehen aktiv im Smart Grid teilzunehmen - wie beispielsweise mit dem Laden von Elektroautos oder Einspeisen von Photovoltaik-Strom - und drittens ein attraktives Marktmodell den gesamtwirtschaftlichen Nutzen und die entstehenden Kosten auf alle Akteure angemessen verteilt.
Konsequente Technologiepolitik bringt Österreich in führende Position
Mit dem laufenden Strategieprozess Smart Grids 2.0 unterstützt das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) die Entwicklung von konsensfähigen Entscheidungsgrundlagen aus den Erkenntnissen der Forschungs- und Pilotprojekte. Zentrale Elemente sind eine strategische Forschungsagenda, die Technologieroadmap und Elemente einer Einführungsstrategie für Smart Grids. Etablierte und neue Akteure sind eingeladen ihre Sichtweise einzubringen. Die frühe Positionierung in diesem Innovationsfeld und die gezielte Entwicklung von Pilotprojekten und Modellregionen, gemeinsam mit Netzbetreibern, Industrie und Forschung und mit finanziellen Mitteln aus dem Klima- und Energiefonds, hat Österreich in eine international führende Position als Vorreiter gebracht. Die österreichischen Smart-Grids-Modellregionen sind mittlerweile weltweit deutlich sichtbar, zählen zu den zentralen Projekten des europäischen "Strategic Energy Technology Plan" und sind begehrte Kooperationspartner. Das bringt die österreichischen Unternehmen in eine Pole Position auf sich etablierenden internationalen Märkten. Das Austrian Institute of Technology (AIT) zählt bereits weltweit zu den Spitzenforschungsinstituten. In den letzten zehn Jahren wurden über die Technologieprogramme des bmvit im Bereich Energieforschung, aber auch z.T. IKT, Mobilität und Sicherheitsforschung sowie ganz wesentlich über den Klima- und Energiefonds insgesamt etwa 60 Millionen Euro an Fördermitteln für das Thema zur Verfügung gestellt.
Klima- und Energiefonds fördert Smart-Grids-Modellregionen und Projekte
Im Rahmen seines Energieforschungsprogrammes fördert der Klima- und Energiefonds seit 2008 Smart-Grids-Modellregionen und Projekte. In insgesamt 90 Projekte sind bisher 37 Millionen Euro Fördermittel geflossen. Die Gesamtkosten der Projekte betrugen 55 Millionen Euro. In sechs Bundesländern gibt es zwölf durch den Klimafonds unterstützte Smart-Grids-Testregionen. Klima-und Energiefonds Geschäftsführerin Theresia Vogel: "Unser Ziel ist es, möglichst viel erneuerbaren Strom optimal und kostengünstig ins Netz zu bringen. Gelingen wird dies durch innovative Technologien, die zum einen Kosteneinsparungen beim Ausbau der Infrastruktur ermöglichen und zum anderen volkswirtschaftlichen Nutzen bringen. Damit setzen wir nicht nur einen weiteren Schritt in Richtung Verwirklichung der Energiewende, sondern unterstützen auch heimische Betriebe, hier Know-how aufzubauen und international mit ihren Lösungen zu punkten."
Internationale Fachkonferenz: Zehnte Smart Grids Week
Die vom bmvit initiierte und gemeinsam Industriepartnern getragene Fachkonferenz der österreichischen Smart-Grids-Experten fand von 20. bis 22. Mai 2015 in Wien statt. Als Praxisbeispiel stand "aspern - Die Seestadt Wiens" im Mittelpunkt, weitere Themen waren u.a. das aktive Verteilernetz, die Integration der erneuerbaren Energien sowie die Sicherheitsforschung im intelligenten Stromnetz. Die Smart Grids Week 2015 war mittlerweile die zehnte Konferenz in Folge zum Thema der neuen Energieinfrastrukturen. Sie entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer internationalen Fachkonferenz von weit überregionaler Bedeutung mit 350 Experten aus 20 Ländern. Weitere Informationen zur Smart Grids Week: www.smartgridsweek.com
aspern - Die Seestadt Wiens: einzigartiges Smart City Forschungsprojekt
In aspern - Die Seestadt Wiens führt die Aspern Smart City Research GmbH & Co KG (ASCR) eines der innovativsten und nachhaltigsten Energieeffizienz-Demonstrationsprojekte Europas durch. Neben der Größe und Konstellation der Forschungsgesellschaft sticht vor allem der integrative Ansatz hervor. Nicht Einzelelemente, sondern komplexe Zusammenhänge werden anhand realer Daten erforscht. Die ASCR ist ein Joint Venture von den Wiener Netzen, Wien Energie, Siemens und der Stadt Wien. In dieser Kooperation soll ein Teil der technischen Lösungen für die neue Energiewelt entwickelt werden und zwar im realen Leben eines neu errichteten Stadtteils mit realen Endkunden. Dabei geht es um vorausschauende Gebäudeautomatisierungen und die Nutzung der Flexibilitäten der Gebäude am Energiemarkt - all das in Formen, die auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern akzeptiert und verstanden werden können. Weiters werden optimale Methoden der Erfassung des Netzzustandes und der Netzplanung entwickelt.
AIT bereitet den Weg für neue Forschungsfragen
Das AIT Austrian Institute of Technology organisierte im Rahmen der Smart Grids Week einen Workshop mit den beiden IEA (International Energy Agency) Netzwerken Photovoltaic Power Systems Programme (PVPS) und dem Internationalen Smart Grids Action Network (ISGAN). Neben den neuesten Ansätzen rund um das aktuelle Thema der Flexibilität im Stromnetz - sowohl auf Erzeuger als auch auf Verbraucherseite - wurde der Fokus vor allem auf Interaktion von Übertragungsnetz- und Verteilnetzbetreiber gelegt. Bisher wurden Smart-Grid-Ansätze und die neuen Anforderungen hinsichtlich zunehmender Ausbaudichte von Photovoltaik getrennt für das Übertragungs- und das Verteilnetz entwickelt. Die Smart- Grids-Forschung in Österreich hat sich mit der Entwicklung neuer Ansätze für die Planung und den Betrieb von elektrischen Verteilnetzen mit einem hohen Anteil dezentraler, erneuerbarer Energieressourcen und der Einbindung von aktiven Kunden in den letzten zehn Jahren international sehr erfolgreich positioniert. Mit der Leitung der Aktivitäten zum Thema Interaktion Übertragungsnetz- und Verteilnetzbetreiber innerhalb von IEA PVPS sowie IEA und der Veröffentlichung eines zugehörigen Diskussionspapiers und eines Casebooks konnte Österreich mit dem AIT nun eine Themenführerschaft auch in diesem zukunftsträchtigen Bereich übernehmen. Mit dem SmartEST Labor hat man am AIT auch die notwendige Laborinfrastruktur geschaffen, um die Interaktion der Netzebenen zu simulieren, bevor sie im freien Feld angewendet werden.
Smart City Wien: Aufbau einer modernen Netzinfrastruktur
Wie andere Ballungszentren auch erlebt Wien derzeit ein massives Bevölkerungswachstum, weshalb der Aufbau einer modernen Netzinfrastruktur ein wichtiges Thema ist. Bernd Vogl, MA 20 - Energieplanung der Stadt Wien, betont: "In Wien besteht großes Interesse an den neuesten Entwicklungen im Smart-Grids-Bereich. Wir müssen Konzepte für die Einbindung erneuerbarer Energien und Abwärme für neue Stadtteile auf die Beine stellen." Der zehnten Smart Grids Week eine Plattform zu bieten, ist daher die logische Schlussfolgerung.
Zwtl.: Siemens Österreich: Forschungspartner von Smart-Grids-Projekten
"Erneuerbare Energien und der Umbruch in der Elektrizitätsversorgung haben die intelligenten Energienetze notwendig und real gemacht. Wir haben in den letzten zehn Jahren gemeinsam mit unseren Kunden und Forschungspartnern an zahlreichen Förderprojekten teilgenommen und zukunftsweisende Technologien für die Spannungsregelung oder die Verteilnetzautomatisierung - zur Integration erneuerbarer Energien - entwickelt. Dabei wurde nicht nur zukunftsweisendes Know-how aufgebaut, sondern auch innovative Produkte und Lösungen sowie neue hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. In Summe arbeiten bei Siemens Österreich etwa 500 Mitarbeiter im Dienst einer nachhaltigen und smarten Energieversorgung", erklärt Robert Tesch, Leiter des Bereichs Smart Grids, Siemens CEE.
Smart-Grids-Pionier-Modellregionen in Österreich
Die Smart-Grids-Pionier- und Modellregionen befinden sich in Salzburg, Oberösterreich, Vorarlberg, Steiermark und Wien. Jede Modellregion zeigt eine eigene Charakteristik auf. Die Forschungsschwerpunkte befassen sich zum Beispiel mit der intelligenten Netzintegration von Kunden, Gebäuden, kleinen PV-Anlagen, Elektroautos und der Integration von Kleinwasserkraftwerken. Die unterschiedlichen Themen zeigen das breite Spektrum von Smart-Grids-Technologien auf.
Smart Grids stehen für die Evolution des Energiesystems
Die Elektrizitätsinfrastruktur befindet sich im Wandel: Die Strominfrastruktur wird sich in den kommenden Jahrzehnten von einer zentral gesteuerten zu einer intelligenten, auch vermehrt dezentralen Stromversorgung weiterentwickeln müssen. Die stark steigende und dezentrale Einspeisung von Solar- und Windenergie erfordert vor allem im Mittel- und Niederspannungsbereich eine aktivere und dynamischere Steuerung. Die technologische Lösung für den grundlegenden Umbau der Energieversorgung ist das Smart Grid, das intelligente Stromnetz. Smart Grids verbinden alle Akteure des Energiesystems, sowohl dezentrale Erzeuger wie Photovoltaikanlagen, Windräder, Haushalte und Speicher als auch Verteilernetze über ein Kommunikationsnetzwerk. Die Entwicklung und die Implementierung der Smart-Grids-Technologien sind die Voraussetzung für einen energie- und kosteneffizienten Netzbetrieb - um die nachhaltige, wirtschaftliche und sichere Elektrizitätsversorgung zu gewährleisten.