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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

AIT: Solides Bilanzergebnis liefert Basis für Spitzenforschung

09.05.2023

Der Jahresabschluss 2022 belegt die exzellente Entwicklung des AIT Austrian Institute of Technology zu einem maßgeblichen österreichischen Forschungsinstitut auf internationalem Spitzenniveau – spezialisiert auf Infrastrukturthemen, Klimaschutz und Digitalisierung.

Solide Bilanz 2022

Das AIT Austrian Institute of Technology hat das Geschäftsjahr 2022 mit einer soliden Bilanz abgeschlossen. Die Betriebsleistung wuchs um 6,4 % auf 182,9 Mio. EUR, der Betriebserfolg lag mit 5,1 Mio. EUR auf vergleichbarem Niveau wie in der Vorperiode. Die externen Erlöse (aus kofinanzierten Projekten und Auftragsforschung) überstiegen mit 103 Mio. EUR erstmals in der Geschichte des AIT die 100-Millionen Euro-Marke. Die Basisfinanzierung durch das Klimaschutzministerium stieg um 5,7 % auf 53,7 Mio. EUR. Der Auftragsstand wuchs um fast ein Fünftel auf ein Allzeithoch von 231,1 Mio. EUR. Die Investitionen in die Spitzenforschung konnten im Vorjahr um 58 % auf 16,3 Mio. EUR gesteigert werden.

„Das AIT hat seit dem Neustart im Jahr 2008 eine hervorragende Entwicklung genommen und schreibt eine Erfolgsgeschichte“, kommentiert der Vorsitzende des AIT-Aufsichtsrats, Peter Schwab, bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag das Jahresergebnis. Er bedankt sich bei den derzeitigen Geschäftsführern, Anton Plimon und Wolfgang Knoll, die „das AIT in seiner heutigen Form aufgebaut und entlang strategischer Leitlinien exzellent weiterentwickelt“ haben. „Anton Plimon und Wolfgang Knoll haben das Institut vor 15 Jahren in einer sehr schwierigen Situation übernommen und daraus ein Spitzenforschungsinstitut gemacht. Das ist eine herausragende Leistung“, so Schwab. Die Funktionsperioden von Plimon und Knoll enden per 30. Juni 2023.

Das AIT sei heute finanziell und organisatorisch hervorragend aufgestellt und in den zentralen Forschungsfeldern in der europäischen Liga etabliert. „Das ist allen voran den aktuell 1.465 hochqualifizierten und hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verdanken, die Spitzenforschung ermöglichen. Gemeinsam mit der einzigartigen Forschungsinfrastruktur des AIT stellen sie die Basis des Erfolgs für unsere Partner:innen und Kund:innen dar“, so Schwab.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Das AIT Austrian Institute of Technology unterstützt Wirtschaft und Gesellschaft bei der nachhaltigen Gestaltung der grünen und digitalen Transformation. Wir müssen die Energiewende vorantreiben und uns dem Klimawandel entschlossen in den Weg stellen. Diese Transformation gilt für uns in Österreich, in Europa und der Welt. Als größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung in Österreich ist das AIT eine zentrale Institution, wenn es um die Erforschung der großen Fragen unserer Zukunft geht. Für unseren Weg zur Klimaneutralität 2040 werden wir Innovation und Zukunftstechnologien brauchen. Ich freue mich über die exzellente Entwicklung des AIT."

Stellvertretende Aufsichtsrats-Vorsitzende des AIT und Bereichsleiterin für Forschung, Technologie und Innovation der Industriellenvereinigung Isabella Meran-Waldstein: „Die Industrie ist mit enormen Chancen wie auch Herausforderungen der Twin Transition konfrontiert und steht gleichzeitig in hohem internationalem Wettbewerb. Mit seiner exzellenten Forschung zu Schlüsseltechnologien und Zukunftsthemen und seiner Systemkompetenz ist das AIT als Technologie-Flagship ein besonders wichtiger strategischer Partner für Gesellschaft wie Industrie, um robuste Lösungen zu entwickeln und die industrielle Umsetzung sowie Positionierung am Markt zu forcieren. Ich freue mich über die internationale Top-Position des AIT, die es natürlich weiter auszubauen gilt.“

Wissenschaftliche Exzellenz

Wie die Scientific & Perfomance Indikatoren des Instituts für das Jahr 2022 zeigen, bleibt das AIT seinem Commitment to Excellence treu. Der Impact Faktor von wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat den Rekordwert von 1.517 erreicht. „Immer mehr Papers von AIT-Forscher:innen erscheinen in high-ranking Journals“, erläutert der wissenschaftliche Geschäftsführer des AIT, Wolfgang Knoll. Auf einen neuen Höchststand ist auch die Zahl der angemeldeten Patente (82) gestiegen.

Eine Auswertung des „Web of Science“ zeigt, dass Scientific Papers des AIT in den Jahren 2017 bis 2022 insgesamt 15.628 Mal zitiert wurden. „Die Liste dieser Organisationen liest sich wie das ‚Who is Who‘ der weltweiten Wissenschaftsszene – von der Harvard und Stanford University bis hin zur ETH Zürich“, so Knoll. Ein eindrucksvolles Beispiel für die erreichte Exzellenz ist, dass die AIT-Mikrobiomforscherin Angela Sessitsch bereits zum fünften Mal in Folge zum obersten Prozent der am meisten zitierten Wissenschafter:innen der Welt zählt und nun auch an einem der fünf Exzellenz-Cluster des FWF, die heuer zum ersten mal vergeben wurden, beteiligt ist.

Externe Evaluierung stellt AIT-Centern hervorragendes Zeugnis aus

Der erfolgreiche Kurs des AIT wurde jüngst auch von den unabhängigen externen Evaluierungspanels bestätigt, die die sieben Center des AIT auf Herz und Nieren prüften. „Die internationalen Evaluator:innen sprachen dem AIT insgesamt exzellente Forschungsleistungen zu“, berichtet Knoll: Die Forschungsinfrastruktur des AIT wurde als „sehr gut“ bezeichnet. Die Themen des AIT wurden als zeitgemäß und hochrelevant eingestuft – sie decken in den Augen der Evaluator:innen „ein breites Spektrum an Bedürfnissen der Industrie, von öffentlichen Institutionen und Behörden“ ab.

Erfolge in EU-Programmen

Das große Know-how des AIT spiegelt sich auch im weiter wachsenden Erfolg in den EU-Forschungsrahmenprogrammen wider. Im abgeschlossenen EU-Programm HORIZON 2020 konnte das AIT mit 197 Projekt-Beteiligungen insgesamt 106,4 Mio. EUR Fördermittel lukrieren. „Noch besser gelang der Start in das laufende EU-Programm HORIZON EUROPE: Mit bisher zugesprochenen 38,2 Mio. EUR für 60 Beteiligungen an EU-Projekten belegt das AIT den 2. Platz der österreichischen Forschungsinstitutionen“, erläutert der kaufmännische Geschäftsführer des AIT, Anton Plimon. Darunter befinden sich viele Großprojekte mit Beteiligungen internationaler Top-Forschungsinstitute und namhafter Industriekonzerne.

Als aktuelles Beispiel nennt Plimon das EU-Projekt EMPOWER, in dem unter Leitung des AIT mit einem Budget von 18 Mio. EUR Null-Emissions-LKW mit elektrischem Antriebsstrang entwickelt werden.

Sehr erfolgreich ist das AIT auch bei den Initiativen der EU im Bereich Quantenverschlüsselung für eine abhörsichere Kommunikation. Das Institut arbeitet seit dem Jahr 2003 an der Umsetzung von Erkenntnissen des Physik-Nobelpreisträgers Anton Zeilinger über die Verschränkung von Teilchen in praktische Anwendungen. Diese Aktivitäten umfassen u. a. die Miniaturisierung von Komponenten, den Aufbau von Quantenkommunikations-Netzwerken (terrestrisch und über Satelliten) und die Entwicklung der nötigen Software. Aktuell ist das AIT an zahlreichen Projekten im European Quantum Technologies Flagship Program sowie in der EuroQCI-Initiative der EU beteiligt, in der autonome und sichere europäische Kommunikationssysteme aufgebaut werden.

Ein gefragter Partner ist das AIT auch in der Batterieforschung: Hier wird in mehreren europaweiten Forschungsvorhaben an der Entwicklung neuer Materialien und Herstellungsverfahren gearbeitet – insbesondere an Cobalt-freien Batterien und am Ersatz giftiger Substanzen in der Produktion.

Systemkompetenz und Key Enabling Technologies

„Diese Erfolge sind deshalb möglich, weil das AIT konsequent auf ein tiefes Verständnis von Systemen ebenso setzt wie auf die Weiterentwicklung von Schlüsseltechnologien, sogenannter Key Enabeling Technologies“, sagt Anton Plimon. Als Beispiel führt er Künstliche Intelligenz (KI) an: Das AIT befasst sich dabei nicht mit der allgemeinen Entwicklung von KI, sondern konzentriert sich auf Vertical AI: Bei diesem Konzept wird KI als ein Werkzeug für die Lösung eines definierten Problems eingesetzt; die Schwächen der KI werden dadurch behoben, dass sie in ein Gesamtsystem eingebettet wird, das z. B. sicherstellt, dass „first principles“ (etwa physikalische Gesetze) oder andere Randbedingungen nicht verletzt werden können. „Dieser Ansatz ermöglicht den erfolgreichen Einsatz von KI nicht nur in der Forschung, sondern auch in industriellen Projekten unter realen Bedingungen“, so Plimon. Das betrifft beispielsweise die Automatisierung komplexer Prozesse, die Auswertung biomedizinischer Daten oder das automatische Erkennen von Fake News.

Erfolgreiche Verwertung des Know-hows

Ausgründungen sind ein integraler Teil der Strategie des AIT. Vor zwei Jahren wurde ein Startup- und Entrepreneurship-Programm gestartet, um die wirtschaftliche Verwertung von Forschungsergebnissen durch Unternehmen, die von AIT-Forscher:innen gegründet werden, zu forcieren. „Das ist zum einen ein Beitrag zum Wirtschaftsstandort Österreich, und zum anderen bieten Ausgründungen eine reale Karriere-Möglichkeit für Forscherinnen und Forscher“, erläutert Alexander Svejkovsky, CFO des AIT. „Dieser eingeschlagene Weg trägt nun immer mehr Früchte, seither wurden bereits fünf spannende Startups, die in unterschiedlichen Domänen tätig sind, gegründet.“

  • ENSEMO beschäftigt sich mit der Nutzung von natürlichen Mikroorganismen im Pflanzenbau, um den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemittel zu reduzieren.
  • VIRIDAD bietet Unternehmen Know-how in Bezug auf Nachhaltigkeit und die EU-Taxonomie.
  • TELBIOMED ist im Bereich Telemedizin tätig und betreibt u. a. Telehealth-Lösungen bei Herzinsuffizienz oder Diabetes.
  • CELLECTRIC bringt eine innovative Analyse-Plattform zur raschen Diagnose von Sepsis (Blutvergiftung) auf den Markt.
  • IKNAIO ist im Bereich Blockchain Analytics tätig.

Bei einigen dieser Startups ist es bereits gelungen, Venture Capital-Geber und potente Partner an Bord zu holen. Die Gründung weiterer Startups ist in Vorbereitung – diese kommen u. a. aus den Bereichen Urbanitäts-Forschung bzw. Stadtplanung, Smell Sensing („künstliche Nase“) und Design von Biomolekülen (z. B. als Drug Delivery-Systeme). „Wir arbeiten weiter intensiv am Scouting von interessanten Themen und Persönlichkeiten für weitere Ausgründungen und bieten für den Prozess der Unternehmensgründung umfassende Unterstützung an“, so Svejkovsky.

Neue Dreier-Geschäftsführung

Da die Funktionsperioden der bisherigen Geschäftsführung – Anton Plimon und Wolfgang Knoll – per 30. Juni 2023 nach 15 Jahren an der Spitze der größten Research & Technology Organisation Österreichs enden, hat der AIT-Aufsichtsrat im Herbst des Vorjahrs einen Prozess zur Suche von Nachfolger:innen begonnen. Dies geschah gemäß dem Bundesgesetz über Transparenz bei der Stellenbesetzung im staatsnahen Unternehmensbereich im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung. Nach entsprechenden Hearings wurde im April dieses Jahres eine neue Dreier-Geschäftsführung bestellt. „Die künftige Dreier-Geschäftsführung zeichnet sich durch Shared Leadership und konkrete Verantwortungen aus“, betont AIT-Aufsichtsratsvorsitzender Peter Schwab.

Zur künftigen „Sprecherin der Geschäftsführung“ wurde Brigitte Bach bestellt. Die Physikerin, die derzeit noch Vorständin bei der Salzburg AG ist, übernimmt die Verantwortung für die strategische Positionierung des AIT sowie für Außenbeziehungen und Produktportfolio. Bach war von 1999 bis 2018 maßgeblich am Aufbau der Energieforschung am AIT beteiligt, zuletzt als Leiterin des Center for Energy, und hat die European Energy Research Alliance mitaufgebaut.

Der künftige „Geschäftsführer Wissenschaftliche Exzellenz“ Andreas Kugi gestaltet das wissenschaftliche Profil in den Forschungsschwerpunkten und ist verantwortlich für die erfolgreiche Positionierung in Forschung und Technologieentwicklung auf internationalem Spitzenniveau. Kugi ist Professor für komplexe dynamische Systeme an der TU Wien und leitet seit 2017 gemeinsam mit Andreas Vrabl das AIT Center for Vision, Automation & Control.

Der künftige „Geschäftsführer Finanzen, Prozesse, Administration“ Alexander Svejkovsky ist für alle betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten, Immobilien und digitale Infrastruktur verantwortlich. Zudem stellt Svejkovsky, der durch seine jahrelange Tätigkeit als CFO des AIT über tiefe Kenntnisse der heimischen FTI-Szene verfügt, die Einbettung in die Rahmenbedingungen der österreichischen und internationalen Forschungsfinanzierung sicher. Besonders ausgezeichnet hat er sich in jüngster Zeit durch die durchgängige Digitalisierung aller Geschäftsprozesse im AIT.

Top-Management für Spitzenforschung

Die neuen Herausforderungen und die allgegenwärtigen disruptiven Transformationen erfordern neue Antworten aus Forschung, Entwicklung und Innovation. „Für Spitzenforschung braucht es ein Top-Management an der Spitze. Diese drei renommierten Persönlichkeiten vereinen geballte und vielfältige Kompetenzen. Ich bin überzeugt, dass unter ihrer Leitung valide Antworten auf die großen Herausforderungen gefunden werden“, so Schwab.