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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Stakeholder-Workshop zum Thema „Mikroplastik in landwirtschaftlichen Böden“

03.05.2023
Das AIT koordinierte Netzwerk-Projekt NETmicroplastic lud am 27. April Akteure und Interessierte zum Thema Plastik in der Landwirtschaft nach Tulln

Das vom AIT geleitete Projekt NETmicroplastic lud am 27. April relevante Akteure und die interessierte Öffentlichkeit ein, ihr Wissen und ihre Ideen über den Einsatz von (Mikro-)Kunststoffen in der Landwirtschaft auszutauschen. Der Fokus lag auf möglichen Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit und auf der Förderung von Innovationen in den Bereichen der klassischen polymeren und neuen Materialien.

NETmicroplastic ist Teil des niederösterreichischen FTI-Programms, das darauf abzielt, thematische Netzwerke von kritischer Größe aufzubauen, um Anreize für Forschung und Entwicklung zu schaffen. Koordinatorin Claudia Preininger, Competence Unit Bioresources des AIT Center for Health and Bioresources, veranstaltete am AIT Tulln einen ganztägigen Stakeholder-Workshop mit 35 Teilnehmern, von denen 14 das Kernnetzwerk von NETmicroplastic repräsentierten.

Bei Mikroplastik im Boden handelt es sich um Kunststoffpartikel mit einem Durchmesser von weniger als fünf Millimetern, die entweder aus Bodenzusatzstoffen (z. B. Düngemitteln oder Beschichtungen) oder aus dem Zerfall größerer Kunststoffteile, einschließlich von Kunststoffabfällen, stammen. Tatsächlich wissen wir nur wenig über die Menge von Mikroplastik, das in den Boden gelangt, und über seine Herkunft, oder über die Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. NETmicroplastic wirft einen genaueren Blick auf die Auswirkungen von Plastik in der Umwelt, unter besonderer Berücksichtigung des Nexus Boden - Pflanze – Lebensmittel, und sucht nach neuen Technologien und Alternativen zu den derzeit verwendeten, potenziell schädlichen Plastikmaterialien.

Gesellschaftliche Akzeptanz ist unerlässlich

In ihrer Begrüßungsrede bekräftigte C. Preininger, dass die Einbeziehung von Interessens-gruppen der Schlüssel zum Erfolg von NETmicroplastic ist. Viele verschiedene Stakeholder-Gruppen müssen gemeinsam vorgehen, um Antworten und Lösungen für den Problembereich „Mikroplastik im Boden“ zu finden, und damit neue Strategien eine breite Akzeptanz in der Gesellschaft finden können. Das Team der AIT Competence Unit Bioresources verbindet in seinem Kernnetzwerk von NETmicroplastic (mit Teilnehmern aus Österreich, Deutschland, Spanien und den Niederlanden) Grundlagen- und angewandte Forschung mit Politik und Gesellschaft, der agrochemischen Industrie, der Landwirtschaft und dem Bildungssektor. NETmicroplastic ist zwar auf drei Jahre angelegt, aber das Netzwerk soll über die Projektlaufzeit hinaus bestehen und wachsen.

Neue polymere Werkstoffe werden benötigt

Das Programm des Workshops spiegelte die vielfältigen Facetten von NETmicroplastic wider, wobei der Schwerpunkt auf dem Obst- und Weinbau und der Kompostierung lag. Hauptvorträge wurden von Martin Löder, Universität Bayreuth, zum Thema "Mikroplastikverunreinigung im Boden: Analysemethoden und die Rolle von organischem Dünger" und von Friedrich von Hesler, Novamont, zum Thema "Biologisch abbaubare Mulchfolie: Eigenschaften, Anwendungen und Herausforderungen bei der Vermarktung" gehalten. Weitere Vorträge befassten sich mit dem Vorkommen von Mikroplastik in der Landwirtschaft, einschließlich Kunststoffemissionen und Reifen-Abrieb, der Verwendung von Kunststoffen im Wein- und Obstanbau, und der Verwendung von Biopolymeren in Kunststofferzeugnissen. Daneben gab es Berichte über Feldversuche und Erhebungen zum Vorkommen von Mikroplastik.

Nach Besichtigung der Kompostierungsanlage Brantner Österreich GmbH Krems-Gneixendorf tauschten sich die Workshop-TeilnehmerInnen im Rahmen eines World Cafés zu den NETmicroplastic-Schwerpunktthemen "Technologie", "Umwelt" und "Bildung" in Bezug auf Mikroplastik im Boden aus. Es wurde deutlich, dass die Verknüpfung von Umwelt und Technologie entscheidend ist, wenn wir praktikable und nachhaltige Lösungen erarbeiten wollen. In Bezug auf die Eigenschaften von Kunststoffen wurde es als wichtig betrachtet, Biokunststoffe hinsichtlich ihrer Abbaubarkeit im Boden und ihrer biologischen Auswirkungen genauso kritisch zu bewerten wie konventionelle Kunststoffe. Es wurde betont, dass neue polymere Werkstoffe entwickelt werden müssen, die eines Tages schwer-abbaubare Materialien in Düngemitteln, Saatgutbeschichtungen und Kunststoffprodukten, wie sie in der landwirtschaftlichen Praxis verwendet werden, ersetzen können. Es gab Übereinstimmung darin, dass wir das Bewusstsein für Mikroplastik und ganz allgemein für die Bewahrung der Bodengesundheit schärfen müssen.

Laufende Umfragen

Die Ergebnisse des Workshops werden in ein Stakeholder-Mapping einfließen, welches das Netzwerk derzeit durchführt. Zu den weiteren Aktivitäten gehören eine laufende Umfrage unter Universitätsstudent:innen verschiedener Fachrichtungen und zwei weitere geplante Umfragen unter Landwirten bzw. (Bio-)Kunststoffherstellern. Darüber hinaus werden die Ergebnisse des Workshops dazu beitragen, die Richtung der weiteren Forschung zu bestimmen, und sollen Impulse für Bildung und Lehre geben.

Core-Netzwerkpartner

  • AIT Austrian Institute of Technology GMBH (AIT), Austria
  • HBLA und Bundesamt Klosterneuburg Wein- und Obstbau
  • WasserCluster Lunz
  • University of Natural Resources and Life Sciences / IFA Tulln
  • Agricultural chamber of Lower Austria (LK NÖ)
  • Environment Agency Austria (UBA)
  • Institut für Umwelt & Energie, Technik & Analytik e.V. (IUTA)
  • Wageningen University & Research
  • Bündnis Mikroplastikfrei
  • Aimplas
  • European Bioplastics
  • Purency