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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Junior Alpbach Workshop zum Thema „Fake News“

26.08.2019
AIT, die OVE-Initiative ScienceClip.at und BMLV vermittelten Medienkompetenz zum richtigen Umgang mit Desinformation im Internet

Alpbach, 26. August 2019: Junior Alpbach, ein seit 21 Jahren erprobtes Format im Rahmen der Technologiegespräche des Europäischen Forums Alpbach zur Vermittlung von Wissenschaft und Technologie an junge Menschen, widmete sich am Freitag, 23.08.2019 mit einem Workshop, der von Barbara Weitgruber, Sektionsschefin für wissenschaftliche Forschung und internationale Angelegenheiten im Bundesministerium für Bildung, eröffnet wurde, der brandheißen Thematik „Fake News“.

Das Internet und insbesondere die Sozialen Medien haben es erstmals in der Geschichte der Menschheit möglich gemacht, dass jeder seine Stimme im Netz erheben und seine Botschaften verbreiten kann, was zu einer enormen Demokratisierung der medialen Produktionsverhältnisse führte. Innerhalb nur weniger Jahre hat diese Autorenschaft für jedermann aber auch seine gefährliche Kehrseite zum Vorschein gebracht. Wir sind quasi in einem „postfaktischen Zeitalter“ angekommen, wo man bei der Fülle an gezielter Falschinformation kaum mehr weiß, wem man noch vertrauen kann. Dazu kommt, dass die psychologische Disposition des Menschen á priori auf guten Glauben programmiert ist und damit die längst notwendige kritische Prüfung von Information verhindert. Gleichzeitig ermöglichen es die sozialen Plattformen, dass Gerüchte und Halbwahrheiten in Windeseile Verbreitung rund um die Welt finden. „Fake News“ ist ein riesiges Problem, dem sich unsere aufgeklärten Staaten mit Aufklärung und Bildung verstärkt widmen müssen.

„Durch die flächendeckende Einführung der verbindlichen Übung „Digitale Grundbildung“ für alle Schulen der Sekundarstufe 1 wird jedes Kind auch mit diesem Phänomen konfrontiert. Im Mittelpunkt des neuen Unterrichtsfaches steht dabei die reflektierte Verwendung von Medien und Technik. Die Förderung einer kritischen Haltung ist für die Problematik rund um Fake News mehr als zentral“, so Barbara Weitgruber, die Leiterin der Sektion Forschung im BMBWF.

„Fake News“ in der Praxis – internationale Erfahrungsberichte und Demonstrationen

Organisiert wurde der diesjährige Workshop durch das Center for Digital Safety & Security des AIT Austrian Institute of Technology und der Wissenschaftskommunikationsplattform ScienceClip.at, einer Initiative des OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik, in enger Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bundesheer (BMLV) und dem Office of Science and Technology Austria (OSTA) an der Österreichischen Botschaft in Peking.

Die erste Station des Junior Alpbach Workshops war der Turnsaal der Hauptschule Alpbach, wo die jungen Teilnehmer*innen an einer Live-Vorführung rund um die Manipulation von Daten und mobilen Geräten teilnahmen, bei der Manfred Schleinzer, Bereichsleiter in der Abteilung Cyber Defense & ICT Security im BMLV, demonstrierte, welche Technologien für Deep Fakes heute bereits eingesetzt werden.

Manfred Schleinzer: „Sicherheit und Bildung sind zwei starke emotionale Themen, die in breiten Bevölkerungskreisen persönliche Betroffenheit auslösen und die Bereitschaft, sich im Rahmen attraktiver Strategien aktiv einzubringen, stark erhöhen. Schülerinnen und Schüler sollen – wie alle Betroffenen Teile der Gesellschaft – nachhaltig für das Thema Informationstechnologie im Allgemeinen und Cyber Sicherheit im Speziellen begeistert werden, um nachhaltig sicherzustellen, dass nicht nur ausreichend qualifizierte junge, talentierte Menschen bereitstehen, um den europäischen Wirtschafts- und Cyber-Raum zu schützen und konkurrenzfähig zu halten, sondern auch die Gesellschaft in weiten Teilen für diese Herausforderung sensibilisiert und ermutig wird, sich aktiv diesen Herausforderungen zu stellen und mitzuwirken. Nur wenn es uns gelingt, einen nachhaltigen, permanenten Transfer zwischen den Wissensträgern unserer Gesellschaft in Wirtschaft und Wissenschaft mit dem Ausbildungssektor zu initialisieren und auszubauen, können wir die Chance dieser „Digitalisierung“ zeitnah bestmöglich wahrnehmen.“

Im Anschluss an die Vorführung wurden die in Gruppen eingeteilten Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren durch Kerstin Kotal und Jessica Braunegger von ScienceClip.at mit professioneller Interviewtechnik vertraut gemacht, um später ihre erarbeiteten Fragestellungen in Video-Interviews mit den Vortragenden des Workshops aufzuzeichnen.

Zwei Impulsreferate von Helmut Leopold, Leiter des Center for Digital Safety & Security am AIT, und Philipp Agathonos, Direktor des Office for Science and Technology Austria an der Österreichischen Botschaft in Peking, gaben den Teilnehmer*innen des Workshops detaillierte und praxisnahe Einblicke in die breite Thematik von „Fake News“. So kamen ausgehend von Chancen und Gefahren des Internets verschiedene Erscheinungsformen von „Fake News“ zur Sprache, mit Hinweisen, welche Gegenmaßnahmen gegen Desinformation ergriffen werden können. Auch Big Data am Bespiel der Volksrepublik China (z.B. Social Rankings) sowie Fragen der Ethik, des Identitätsdiebstahls und des Schutzes der Privatheit – und damit auch Tipps rund um den Umgang der „Digital Natives“ mit ihren allgegenwärtigen Devices und Services – wurden erörtert.

Helmut Leopold: „Heute birgt das Internet für unsere digitalisierte Gesellschaft Segen und Fluch gleichermaßen. Unbegrenzten Möglichkeiten auf der einen Seite stehen Gefahren und Risiken vielfältigster Ausprägungen auf der anderen Seite gegenüber. Für welche Seite wir uns entscheiden liegt in der Art, wie wir das Internet benutzen. Dafür braucht es eine Medienkompetenz, die es für jede Nutzerin und jeden Nutzer von früher Kindheit an zu entwickeln gilt. Nur so kann ein grundlegendes Verständnis dafür aufgebaut werden, wie wir Inhalte heute bzw. künftig online nutzen, bewerten und verteilen.“

Philipp Agathonos: „China bezeichnete kürzlich Big Data als die Diamantenmine des 21. Jahrhunderts und investiert Milliarden in Forschung und Entwicklung. In China gibt es einen gesellschaftlichen Konsens, dass öffentliche Stellen Zugriff auf private Daten haben sollen. Wir müssen in Europa rasch den Spagat zwischen dem Schutz unserer privaten Daten und der Bereitstellung dieser kostbaren Ressource an unsere Forschung und Entwicklung meistern, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu behalten.“

Learning by doing – Jugendliche probieren Wissenschaftsjournalismus aus

Die Workshop-Gruppen erarbeiteten dann auf Basis des Gesehenen und Gehörten sowie gemachter eigener Erfahrungen ihre Interview-Leitfäden. Ziel war eine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik, um möglichst viele Perspektiven in die Fragenentwicklung einfließen zu lassen. Die mit Unterstützung von ScienceClip.at gefilmten und aufgezeichneten Interviews mit den Vortragenden sollen den in diesem Tagesprojekt erarbeiteten Wissenstand der Teilnehmer*innen widerspiegeln. Damit von den gewonnen Einsichten über „Fake News“, mögliche Abwehrstrategien und auch über derzeitige Forschungsschwerpunkte wie z.B. Deep Fake-Forensik unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz (AI) auch andere Jugendliche sowie die Allgemeinheit profitieren können, werden die Video-Interviews auch auf der Wissenschaftsplattform ScienceClip.at zur Verfügung gestellt. Mit den Videoinformationen erhalten Jugendliche auch eine Art Richtschnur zur Hand, wie man mit kritischer Quellen- und Autorenprüfung an das Problem der Desinformation herangehen kann.

„Jugendliche informieren sich heute hauptsächlich über Soziale Medien. Umso wichtiger ist es, ihnen das richtige Handwerkzeug mitzugeben, damit sie wahre Informationen von Fake News unterscheiden können. Ich freue mich, wenn der OVE mit seiner Initiative ScienceClip.at dazu beitragen kann, dass Schülerinnen und Schüler die Inhalte der Sozialen Medien kritisch hinterfragen“, so OVE-Generalsekretär Dipl.-Ing. Peter Reichel

Für die Teilnehmer*innen war der Workshop neben der thematischen Schwerpunktsetzung auf eines unserer derzeit größten gesellschaftlichen Probleme auch eine erste intensive Erfahrung mit Wissenschaftsjounalismus, den es mit Bezug auf die großen Herausforderungen der Menschheit als Vermittler und Übersetzer von herausgragenden Forschungsleistungen heute dringender braucht denn je. Der Junior Alpbach Workshop versteht sich zudem als Appell, künftig Medienkompetenz und Fähigkeiten zur Entwicklung einer digitalen Literalität schon ab der Sekundarstufe unseres Schulwesens zu vermitteln, damit nachfolgende Generationen erfolgreich in unsere komplexen Informationsgesellschaften hineinwachsen können.

Pressekontakt

Mag. (FH) Michael W. Mürling
Marketing and Communications
AIT Austrian Institute of Technology
Center for Digital Safety & Security
T +43 (0)50550-4126
michael.muerling(at)ait.ac.at I www.ait.ac.at

Mag. Michael H. Hlava
Head of Corporate and Marketing Communications
AIT Austrian Institute of Technology
T +43 (0)50550-4014
michael.hlava(at)ait.ac.at I www.ait.ac.at