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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Die Cloud-Strategie von SPAR

06.05.2015
Andreas Kranabitl, Chief Information Officer von Spar Austria Information and Communication Services Gesellschaft, im Interview wie der Retail-Bereich von der Wolke profitiert

Cloud-Technologie ist in der heutigen Businesswelt ein Game-Changer, der alles verändert. Nur Unternehmen, welche die damit verbundenen neuen Möglichkeiten zu nutzen wissen, werden am Markt bestehen. In international agierenden Handelskonzernen wie SPAR stehen insbesondere die Bereiche Big Data und Digital Marketing vor neuen Herausforderungen. Verantwortlich für alle IT-Leistungen im SPAR Konzern sowie für die strategische Führung der IT-Organisation ist die Information and Communication Services Gesellschaft (ICS) mit Andreas Kranabitl an der Spitze. Und dieser bestätigt: "Im Retail-Bereich wird Cloud Computing ein zunehmend wichtiges Element der generellen IT-Strategie".

Durch die digitale Revolution und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten in fast allen Businessbereichen verändern sich auch die Anforderungen an die Informationstechnologie dramatisch. Standen vor wenigen Jahren noch Themen wie die Beherrschung und Modernisierung der Technologie sowie Harmonisierungs- und Konsolidierungsüberlegungen im Vordergrund, verlangen heute komplexere Märkte rasches, oft globales Agieren. Die Fachbereiche in einem Konzern unterliegen dem stetigen Druck, in immer kürzeren Abständen neue Innovationen in die Märkte zu bringen, und werden so zu einem bestimmenden Treiber des IT-Business.
Entscheidend ist daher nicht mehr, „nur“ die Infrastruktur zur Unterstützung von Geschäftsprozessen bereitzustellen, sondern auch bereichsübergreifend Projekte und neue Lösungen rasch bereitzustellen. In dieser Transformation gilt es, intern wie extern neue Herausforderungen zu bewältigen: verändertes Mindset, erweiterte Skills, neue Best Practices, adaptierte IT-Organisationen sowie neue Zusammenarbeitsmodelle mit außenstehenden Dienstleistern und Cloud-Service-Providern. Zudem müssen die IT-Entscheidungsträger die Basisinfrastruktur immer kostengünstiger bereitstellen und nehmen vermehrt die Rolle des Business-Innovators ein.
Vor diesem Hintergrund agiert das österreichische Handelsunternehmen SPAR besonders innovativ und vorausschauend im Hinblick auf seine IT-Strategie – im Bewusstsein um die aktuelle digitale Revolution, die den globalen Markt jetzt schon nachhaltig verändert. SPAR, das im Vorjahr 60 erfolgreiche Jahre im Einzelhandel feierte, stellt sich nämlich schon seit längerem proaktiv den Herausforderungen, die auf IT-Ebene vor allem durch Big Data gegeben und noch zu erwarten sind. Denn: Der Retail-Bereich ist mehr denn je von stark steigenden Datenfluten betroffen und gleichzeitig auf kurzfristige Echtzeit-Analysen eben dieser Daten für diverse strategische Geschäftsentscheidungen angewiesen. Je rascher also Daten analysiert werden, desto besser fürs Geschäft. Im Handel heißt dies, etwa durch die Übermittlung von Kassenbon-Daten die Produktumsätze in den Filialen in Echtzeit bewerten und nachfolgende Prozesse auslösen zu können.

Herausragende Bedeutung neuer Cloud-Technologien
SPAR Österreich besitzt für die Landesgesellschaft sowie angegliederte Auslandstöchter seit 2009 ein eigenes IT-Unternehmen. Die Spar Austria Information and Communication Services Gesellschaft (ICS) wird von CEO Andreas Kranabitl geführt und erbringt IT- und Kommunikationsleistungen für Österreich, Italien, Slowenien, Ungarn, Tschechien und Kroatien. Den Grund für diese Fokussierung bringt Kranabitl auf den Punkt: „Nichts ist teurer als eine Infrastruktur, die die Geschäftsanforderungen nicht erfüllt. Wer Investitionen in ein zukunftsweisendes System scheut, wird langfristig Probleme beim Geschäftsbetrieb bekommen.“
CIO Kranabitl und sein Team setzen bei ICS schon seit Jahren auch die Vorteile von Cloud Computing erfolgreich um – nicht nur als Weiterentwicklung der Bereitstellung von IT-basierten Lösungen, sondern auch, um Kosten zu reduzieren, die eigene Agilität und Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und die Anforderungen in Bezug auf Innovation, Sicherheit, Flexibilität, Geschwindigkeit und Skalierbarkeit besser zu erfüllen. Immerhin besteht das ICS-Team aus mittlerweile rund 350 Mitarbeitern, die für ca. 10.000 User in neun Ländern arbeiten und pro Jahr mehr als 200 IT-Projekte abwickeln. SPAR CIO Kranabitl: „Cloud Computing ist eine Möglichkeit, IT Services zur Verfügung zu stellen bzw. zu nutzen. Wir verwenden eine Enterprise Collaboration aus der Cloud, ein Mobile Device. In einer Private Cloud Architektur betreiben wir verschiedene ERP und Business Lösungen für unsere internationalen Gesellschaften und Partner aus unseren zentralen Rechenzentren in Salzburg. Damit erreichen wir kurze Reaktionszeiten auf Business-Anforderungen, viele Synergieeffekte und letztendlich eine beachtliche Effizienz. Daneben beziehen wir Public Cloud Services für Business-Lösungen wie etwa die Validierung oder Beladung von Gutscheinen oder EDI Services. Cloud ist also nichts Neues und auch nichts Seltsames, sondern Bestandteil unseres IT Portfolios. Mit unserer Cloud-Kompetenz und der bereitstehenden Infrastruktur können wir schnell neue Services aufsetzten.“

Digital Marketing als „customer journey“
Nicht zuletzt im Bereich Digital Marketing bzw. E-Commerce spielt Cloud Computing bei Spar eine entscheidende Rolle: „Der Konsument ist mit uns immer mehr digital verbunden“, erklärt er CIO, „wir wollen unseren Kunden Systeme bereit stellen, die wirklich helfen, besser zu leben, bequemer und einfacher einzukaufen sowie auch neue Funktionen zur Verfügung stellen – etwa Zeitmanagement.“ Kranabitl definiert Digital Marketing auch als „customer journey“, was u.a. folgende Fragen beinhaltet: „Wie kommen die Kunden zu uns, wie agieren sie mit unseren Waren, worauf sprechen sie an?“ Betrachtet man diese „customer journey“ aus der Perspektive der IT, dann könne man nur punkten, „indem man die vier Bereiche wie Mobile beim Konsumenten, Big Data in der Analyse des Einkaufsverhaltens, Social Media und am Ende die Cloud sinnvoll verschränkt und nutzt“.
In diesem Zusammenhang rüstet Kranabitl und sein IT-Team derzeit in einem wegweisenden neuen Projekt unterschiedliche Bereiche des Unternehmens mit einer mächtigen Datenbank- und Analyse-Plattform aus. Die Vorteile der eingesetzten Technologie seien vor allem die Schnelligkeit und Flexibilität, proaktiv auf Kundenanforderungen, Trends und Bewegungen im Verkauf und auf Kundenverhalten reagieren zu können. Für SPAR sind dies klare Wettbewerbsvorteile. Kranabitl: „In der Wirtschaft haben heute jene Unternehmen die Nase vorne, die rasch Veränderungen erkennen und flexibel agieren können. Wir hätten spätestens Ende 2014 viel Geld in unser altes Businesswarehouse investieren müssen. Da war es naheliegend, gleich auf eine zukunftsorientierte Lösung zu setzen.“ Gesucht – und gefunden – wurde ein zuverlässiger Partner mit viel Erfahrung. „Wir haben uns entschlossen, die IT-Systeme nicht selbst zu betreiben“, so Kranabitl, „wir wollten aber auch nicht komplett outsoucen“. Also ging ICS eine Partnerschaft mit externen Spezialisten im eigenen Rechenzentrumsbetrieb ein. Mit Hilfe einer Unified Com¬pute Platform sollen künftig die großen Datenmengen optimal gehandhabt werden, eine Converged-Scale-Out-Lösung soll die Zukunftssicherheit der IT-Architektur bei Spar gewährleisten. Beim externen Enterprise-Storage garantiert ein High-End-Speicher neben der Erfüllung eines klassischen Rechenzentrums wie Backups auch typische Anforderungen wie Performance, Verfügbarkeit und Skalierbarkeit – inklusive Hochverfügbarkeit und lückenlosem Betrieb. So kann das Handelsunternehmen die Vision von „Realtime Retail“ bereits heute realisieren. In Echtzeit wird mit Filialen und Mitarbeitern kommuniziert, um etwa rasch zu erkennen, wann bestimmte Waren ausverkauft sind. Ein typisches Szenario: Die Kassensysteme liefen Informationen an ein zentrales System. Daraus werden Analysen im Zehn-Minuten-Takt generiert. Wenn bei Produkten plötzlich starke Abweichungen in der Verkaufsfrequenz auftreten, kann darauf sofort reagiert werden. Wird in einer größeren Filiale z.B. ein halbe Stunde lang keine Milch verkauft, muss möglicherweise das Kühlregal nachgefüllt werden. Die Shopmitarbeiter bekommen dann entsprechende Nachrichten übermittelt. Mit der Datenanalyse sollen künftig auch Erkenntnisse über das Kaufverhalten der Kunden für Vertrieb und Marketing gewonnen werden. Kranabitl: „Den Kollegen in den Fachbereichen gefällt die Lösung. Wichtig ist aber, dass wir stets auch einen Rückhalt seitens unserer Geschäftsführung haben.“

Neue Kompetenzen der Mitarbeiter
Eine umfassende Unterstützung vom Vorstand gibt es auch in Sachen Aus- und Weiterbildung der IT-Mitarbeiter. Schließlich muss hier jeder immer am neuesten Stand sein – insbesondere bei dynamischen Technologien wie Cloud Computing. „Leider neigen wir in Österreich dazu, das Neue zuerst kritisch zu bewerten und die Probleme in den Vordergrund zu stellen. Das kann man bei Cloud und Big Data gut beobachten“, sagt Andreas Kranabitl. Die Aufgabe eines CIO sei es, diese neuen Themen ganzheitlich zu analysieren und auch die Chancen und Nutzen zu bewerten. „Dabei ist im Hinblick auf den Wettbewerb auch wichtig einzuschätzen, was passiert, wenn man Trends nicht folgt. Denn es steht fest: 90 Prozent der heutigen Cloud-Lösungen werden von professionellen, seriösen und stabilen Firmen angeboten. Wie in jeder Branche gibt es auch hier ein Risikopotenzial.“
Gerade in Österreich ist es daher wichtig, die vielfältigen Nutzen von Cloud Computing insbesondere für den Mittelstand zu verdeutlichen und sicher zu stellen. „Sonst sind wir in zehn Jahren in der Steinzeit“, so Kranabitl. „Mein Standpunkt heute ist, dass es viele Anwendungsfälle gibt, die mit Cloud Computing perfekt umgesetzt werden können und wo die Risiken überschaubar sind. In jedem Fall sind sie nicht wirklich größer als mit anderen Architekturen.“
Viele Dinge wird man nach Meinung des Experten ohne Cloud-Architektur künftig nicht machen können. Deshalb sind heute schon Kompetenzen erforderlich, um die richtigen Entscheidungen zu treffen und das Thema im Unternehmen professionell darzustellen. Kranabitl: „Da Cloud Computing stark die Bereiche Infrastruktur und Betrieb adressiert, benötigen wir Architekten, die das gesamte Cloud-Environment überblicken und ebenso Nutzen wie Risiken einschätzen können. Cloud-Kompetenzen werden bei uns mittelfristig Storage, Server und Betriebssystem-Know-how ersetzen.“ Neben den eigenen Mitarbeitern müssen aber auch die Geschäftspartner reif für Cloud Computing sein. „Auch hier gibt es in Österreich Handlungsbedarf, weil viele traditionelle IT-Unternehmen  das Thema noch nicht richtig verstehen oder noch nicht oben auf ihrer Prioritätenliste haben.“

Cybersecurity und Cloud Computing am AIT Austrian Institute of Technology
Vor dem Hintergrund der Forschungsschwerpunkte auf dem Gebiet von Cybersecurity und Cloud Computing engagiert sich auch das AIT im Kontext der Initiative „TrustInCloud“. "Cloud Computing Ansätze sind treibende Faktoren für Geschäftsmodell- und Prozessinnovationen und werden unseren Umgang mit IT- Systemen grundlegend verändern. Die zukünftige globale Wettbewerbsfähigkeit des Europäischen Wirtschaftsstandortes wird wesentlich davon abhängen, ob wir diesen Technologietrend für unsere Anforderungen richtig gestalten. Damit nun vor allem Cyber Security und Datenschutzanforderungen inhärent in IT-Systemen aber auch Prozessen eingebaut werden, braucht es einen umfassenden Diskurs aller beteiligten Stakeholder. Aus diesen Grund unterstützen wir Initiativen wie "<link research-services research-services-digital-safety-security ict-security trust-in-cloud-tic _blank external-link-new-window external link in new>Trust in Cloud.", so Helmut Leopold, Head of Digital Safety & Security Department.

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