Direkt zum Inhalt
Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Study “5G Supply Market Trends”

Diese Studie über Trends im 5G Angebotsmarkt liefert der Europäischen Kommission eine eingehende qualitative und quantitative Analyse der Markttrends für Ausrüstung und Services im 4G- und 5G-Bereich. Die Studie wurde von AIT Austrian Institute of Technology in Kooperation mit IMEC, Arthur D. Little, Rand Europe und Fraunhofer ISI durchgeführt.

Start: 15.08.2021

Ende: 15.08.2021

Webpage: https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/news/european-commission-launches-study-5g-supply-markets-and-open-ran

Funding: European Commission - DG Communications Networks, Content & Technology

Partner:

  • AIT Austrian Institute of Technology GmbH (AIT)
  • IMEC
  • Arther D Little
  • Rand Europe
  • Fraunhofer ISI

 

Die Studie umfasst:

  • eine grundlegende Einschätzung des Angebotsmarkts für 5G-Ausrüstung und -Services, einschließlich neuer Einsatz- und Betriebsmodelle;
  • eine Analyse des Reifegrads früherer, aktueller und künftiger Mobilfunkzugangsnetze (RANs) und Informationen zum aktuellen Stand internationaler Standardisierungsorganisationen in Bezug auf die offenen Initiativen.

Diese Informationen dienen als Grundlage zur Definition von Szenarien für die künftige Trendentwicklung auf dem Angebotsmarkt sowie zur Identifikation und Analyse potentieller Strategieoptionen, um eine gesunde Entwicklung für europäische Unternehmen und KMUs in diesen neuen Ökosystemen zu gewährleisten.

 

Die Ergebnisse der Studie gliedern sich in 3 Teile:

  1. Identifizierung von 8 Trends mit entscheidendem Einfluss auf den 5G Angebotsmarkt
  2. Wirkungsanalyse für vier plausible Entwicklungsszenarien mit einem Zeithorizont bis 2030
  3. Strategieempfehlungen

Die Schlüsseltrends:

  • Offene und interoperable 5G Netzwerklösungen basierend auf der Virtualisierung von RANs eröffnen den Weg zur Implementierung offener und interoperabler Lösungen im Netzwerk.
  • Schaffung von Rahmenbedingungen für neue Netzwerklieferanten, die aus bereits bestehenden Unternehmen und neuen Start-ups anderer Branchen kommen können.
  • In Europa verzeichnet man im Vergleich zu internationalen Benchmarks aktuell niedrige F&I-Investitionen in die 5G-Entwicklung.
  • Eine Herausforderung besteht darin, Fortschritte im EU-weiten Zusammenhalt zu erzielen und eine europäische Dimension bei öffentlichen Initiativen zu erreichen.
  • Die strategische Unterstützung von neuen Akteuren ist eine erfolgversprechende Strategie, um die 5G Bereitstellung zu erleichtern und die Diversität der Akteure auf dem europäischen 5G Versorgungsmarkt zu erhöhen.
  • Die Entwicklung vertikaler Märkte und Branchen wie Gesundheit und Gesundheitsversorgung, Industrie 4.0 und Produktion, AR/VR/MR im Bereich Automobilindustrie und Transport sowie Bergbau könnten zu einer umfassenden Steigerung der Nachfrage nach 5G Angeboten führen.

 

5G Netzwerke werden sich als Teil einer ganzen Reihe von digitalen industriellen Transformationen zu kritischen Infrastrukturen für das Funktionieren des öffentlichen und privaten Sektors entwickeln. Herausforderungen in puncto Sicherheit, wie die Verfügbarkeit und Integrität von Netzwerken, steigende Gefährdung durch Angriffe sowie hohe Risikoexposition für kritische Lieferanten im 5G Ökosystem müssen eingehend behandelt werden.

Vor dem Hintergrund eines offeneren Angebotsmarkts sind universale Standards und offene Spezifikationen erforderlich.

Es wurden vier plausible Entwicklungsszenarien definiert. Zwei davon könnten kurz- bis mittelfristig Realität werden, während die anderen beiden eher mittel- bis langfristig angelegt sind.

1.Etablierte Player treiben 5G-Entwicklung
Etablierte Anbieter und MNOs gestalten das Ökosystem durch steigende Nachfrage nach neuen Services. Ausrüstung von Hochrisikoanbietern wird außerhalb der Kernnetze und ausschließlich in nicht sensiblen Bereichen eingesetzt. Die Einführung von Open RAN wie Cloud RAN oder vRAN ist für MNOs ein wichtiger Zwischenschritt auf ihrem Investitionspfad.

2.Langsames 5G Roll-out
MNOs und vertikale Branchen suchen noch nach dem richtigen Business Case für 5G. Europäische Konsumenten zeigen wenig Interesse an schnelleren aber teureren Breitbandverbindungen und auch 5G-basierte industrielle Services entstehen nur langsam als Folge rechtlicher Unsicherheiten und fragmentierter Ansätze zur Implementierung von Cybersicherheitsmaßnahmen. Dies führt zu längeren Übergangsphasen für herstellerübergreifende Strategien.

3.Open RAN als Gamechanger
Der technologische Fortschritt ist beeindruckend und offene 5G Plattformen ermöglichen mittel- und langfristig die Bereitstellung standardisierter Services auf voll virtualisierten Netzwerken. Die Nachfrage nach neuen 5G Services wird durch vertikale Branchen erzeugt und von MNOs und auch neuen Marktteilnehmern bedient. Open RAN Lösungen sind Treiber für Angebote im Vorstadtbereich und führen zu einer Erweiterung des Serviceangebots im ländlichen Bereich.

4.5G für Big Tech
Die Netzvirtualisierung und Disaggregation von Software und Hardware verändern die Landschaft für Netzausrüstung, Einsatz und Servicebereitstellung auf lange Sicht. Neue Geschäftsmodelle auf Basis von  Open RAN Architekturen und Schnittstellen gewinnen an Dynamik und neue Player treten in den Markt ein. MNOs sind nicht in der Lage,  ihre Rolle als Infrastrukturanbieter für industrielle Player zu erfüllen und werden von Big Tech Unternehmen überflügelt, die zu neuen "virtuellen" Betreibern werden.

 

Strategieempfehlungen:

Die Europäische Kommission und die EU-Mitgliedsstaaten sollten langfristig ein offenes und sicheres 5G Ökosystem entwickeln, das sämtliche Akteure umfasst, von MNOs über etablierte und neue europäische Anbieter, Softwareanbieter und Open Source Communities bis hin zu vertikalen Branchen.

Die Europäische Kommission sollte die digitale Autonomie und technologische Souveränität Europas durch Kooperation unterschiedlicher Akteure und einem klaren Bekenntnis zu offenen 5G Spezifikationen fördern.

Die Studie empfiehlt die Förderung von begleitenden F&E Projekten im Bereich 5G, wobei der Schwerpunkt vor allem auf der Kooperation zwischen großen und kleineren Unternehmen in der EU liegen sollte. Neue F&E Förderinitiativen mit Schwerpunkt 5G sollten vor allem auf KMUs und Start-ups abzielen und die Entwicklung regionaler Exzellenzcluster und Smart Cities im Bereich 5G Technologien und Services fördern.

Um eine Fragmentierung und fehlende Interoperabilität zu vermeiden, sollte die Entwicklung der benötigten Standards, Testbeds und Zertifizierungen für 5G auf globaler Ebene erfolgen.

Das 5G Ökosystem wird durch die Mitwirkung von Start-ups profitieren. Die Europäische Kommission sollte daher unternehmerische Initiativen für Technologien, Geschäftsmodelle und Services im Bereich 5G fördern und sich dem Problem des fehlenden Risikokapitals widmen. Es wird empfohlen, das Enhanced EIC Programm ausdrücklich für junge, risikofreudige und F&E-intensive Unternehmen zu öffnen.

Die öffentliche Beschaffung in Europa sollte EU-weiten Beschaffungsrichtlinien folgen und die potentiellen Synergien zwischen kommerzieller Beschaffung und Standards im Bereich 5G Technologien voll ausschöpfen, indem 3GPP und O-RAN Alliance Spezifikationen und Standards anstelle von proprietären Spezifikationen angewendet werden.

Wirksame regulatorische Rahmenbedingungen können sowohl das 5G Ökosystem als auch digitale Autonomie und technologische Souveränität fördern. Sämtliche Regelungen sollten auf dem Prinzip der Technologieneutralität basieren. Die regulatorischen Rahmenbedingungen sollten eine Risikobewertung für Anbieter in der 5G Lieferkette beinhalten, um die höchsten Ansprüche im Bereich Cybersicherheit erfüllen zu können. Darüber hinaus sollten auch Umweltstandards und Energieeffizienzziele für 5G Technologien und Netze definiert werden, begleitet von finanziellen Anreizen zur Erreichung dieser Ziele.

Detaillierte Informationen zur Studie finden Sie unter folgendem Link:

https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/library/commission-publishes-study-future-5g-supply-ecosystem-europe