Projekt Geotief
Die tiefe Geothermie stellt eine bedeutende erneuerbare Energiequelle dar, die zur nachhaltigen Wärme- und Stromversorgung in Österreich beitragen kann. Durch die Nutzung der im Erdinneren gespeicherten Wärme können fossile Brennstoffe ersetzt und somit CO₂-Emissionen reduziert werden. In diesem Artikel beleuchten wir das Potenzial und die aktuelle Nutzung der tiefen Geothermie in Österreich.
Bei GeoTief geht es um die wissenschaftlich fundierte und auf dem höchsten Stand der Technik durchgeführte Erforschung und Vermessung der Geologie im östlichen Raum Wiens.
Basierend auf Erfahrungen und Daten der letzten Jahrzehnte lässt sich ein Potenzial an grüner Wärme durch Geothermie, also der Nutzung von tiefen Heißwasservorkommen, vermuten. Das bestehende Fernwärmenetz in Wien könnte damit noch effizienter und nachhaltiger werden.
Das Projekt erforscht nun erstmals umfassend die möglichen Wärmepotenziale und dient damit als Entscheidungsgrundlage für mögliche Wärmeprojekte der Zukunft. Das Forschungsprojekt ist breit aufgesetzt und involviert zahlreiche Unternehmen, Wissenschaftsinstitutionen und Experten.
Der wesentliche Kern des Projekts ist die Umsetzung von seismischen Messungen in zwei Phasen. Die sogenannte 2D-Seismik-Messung im Februar/ März 2017 sowie darauf aufbauend im Oktober/November 2018 die flächendeckende 3D-Seismik-Messung. Die Messungen fanden ausschließlich an der Erdoberfläche statt. Detaillierte Informationen zu den seismischen Messungen finden Sie hier. Im Anschluss an die Messungen werden die Daten geophysikalisch bearbeitet und geologisch interpretiert. Gemeinsam mit bereits bestehenden geologischen Daten werden sie für die Erstellung eines 3D Modells des Wiener Untergrunds herangezogen.
Es erfolgt jedoch nicht nur die detaillierte Erkundung der Geologie. In begleitenden Forschungsarbeiten sollen alle Aspekte, die für die Nutzbarmachung der Geothermie relevant sind, untersucht werden. Wir wissen dann, ob es im östlichen Wiener Raum Potenziale für grüne Wärme aus Geothermie gibt und können auf dieser Datenbasis entscheiden, ob künftige Investitionen in Geothermie strategisch, finanziell und im Sinne der nachhaltigen Wärmeversorgung Wiens sinnvoll sind.
Geologische Voraussetzungen und Potenzial
Österreichs geologische Beschaffenheit bietet in bestimmten Regionen günstige Bedingungen für die tiefe Geothermie. Besonders die sedimentären Becken wie das Molassebecken im Norden, das Steirische Becken im Südosten, das Wiener Becken und das Pannonische Becken weisen hohe Wärmeflussdichten und geeignete Grundwasserkapazitäten auf. Diese Regionen sind daher prädestiniert für hydrogeothermale Nutzungen.
Laut aktuellen Studien liegt das technisch nutzbare Potenzial der tiefen Geothermie in Österreich bei bis zu 1.000 MW thermischer Leistung. Eine vollständige Ausschöpfung dieses Potenzials könnte jährlich etwa 1,3 Millionen Tonnen CO₂ einsparen und die Abhängigkeit von Energieimporten verringern.
Aktuelle Nutzung der tiefen Geothermie
Die Nutzung natürlicher Thermalwässer hat in Österreich eine lange Tradition, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Neben balneologischen Anwendungen, wie in Baden bei Wien oder Bad Gastein, wird die tiefe Geothermie seit 1977 auch zur energetischen Nutzung eingesetzt. Die erste Anlage dieser Art wurde in Bad Waltersdorf in Betrieb genommen.
Derzeit existieren in Österreich zehn Anlagen, die Thermalwasser zur Wärme- und Stromgewinnung nutzen. Diese befinden sich hauptsächlich in der oberösterreichischen Molasse und im Steirischen Becken. Neben der energetischen Nutzung werden Thermalwässer in über 40 Thermalbädern genutzt.
Zukunftsaussichten und Vision 2030
Trotz des hohen Potenzials wird die tiefe Geothermie in Österreich bislang nur abseits der großen Ballungszentren genutzt. Die Vision 2030 für die tiefe Geothermie in Österreich sieht vor, mindestens 25 % der bekannten geothermischen Ressourcen in der Fernwärmeerzeugung zu nutzen. Dies würde die Versorgung von 500.000 Wohneinheiten mit geothermischer Fernwärme ermöglichen und eine Einsparung von 600.000 Tonnen CO₂ durch die Substitution fossiler Brennstoffe bedeuten.
Gefördert von: Klima- und Energiefonds
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Energieforschungsprogramms 2016 und 2017 durchgeführt.