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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Urban Mining Analysen für Governance-Prozesse

Projekt CREATE

Einbettung fortschrittlicher Methoden zum städtischen Materialbestand in Governance-Prozesse, um Kreislaufwirtschaft und die Widerstandsfähigkeit von Städten zu ermöglichen

Das Projekt zielt darauf ab, urbane Transformationsprozesse in Richtung Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Dies soll durch die Erstellung eines Inventars der bestehenden Materiallager im städtischen Bauwesen, die Entwicklung verlässlicher Szenarien für künftig erwartete Materialflüsse sowie die Bereitstellung von Governance-Modellen zur Umsetzung des Übergangs zur Kreislaufwirtschaft erreicht werden.

Der Fokus des Projekts liegt auf den größten städtischen Infrastrukturen und kommunalen Vermögenswerten, insbesondere Gebäude, kommunale Straßen, Wasser- und Abwasserleitungen.

Eine gründliche Analyse bewährter Praktiken von Städten, die den Übergang zur Kreislaufwirtschaft aktiv gestalten, in Kombination mit neuen Governance-Interventionen, wird zu konkreten Vorschlägen für maßgeschneiderte Governance-Modelle für die teilnehmenden Städte führen. Dazu gehört auch ein konkreter Vorschlag für eine Hochskalierungsstrategie auf europäischer Ebene.

Projektziele

  • Weiterentwicklung urbaner Bestands- und Flussmodelle zur Nutzung bei der Entwicklung von Strategien für die Kreislaufwirtschaft
  • Durchführung von Lebenszyklusanalysen (LCA) von Strategien der Kreislaufwirtschaft (CE), basierend auf Bestands- und Flussmodellen sowie gemeinsam entwickelten Szenarien
  • Erkundung neuer Governance-Modelle im Rahmen von Co-Creation-Prozessen mit Living Labs und Partnerstädten

Rolle des AIT

Das AIT leitet die Durchführung von Wirkungsanalysen mittels Lebenszyklusanalyse (LCA) zur Bewertung von Recycling und Wiederverwendung von Baumaterialien in drei Pilotprojekten in Wien (AT), Rennes (FR) und Göteborg (SE).

Der im Projekt CREATE entwickelte Modellierungsansatz ist eine szenariobasierte Bewertungsmethodik, die eine Materialflussanalyse (MFA) mit einem LCA-Modell kombiniert. Die MFA-Komponente quantifiziert Materialflüsse für verschiedene Szenarien des Bauens und Abbruchs, die gemeinsam mit lokalen Interessensgruppen – darunter Stadtentwickler, Baufirmen und städtische Vertreter – erarbeitet wurden. Mit dem Schwerpunkt auf Recycling und Wiederverwendung vergleicht die mit OpenLCA durchgeführte LCA-Analyse die Umweltauswirkungen verschiedener End-of-Life (EOL)-Szenarien und unterschiedlicher Anteile an Sekundärmaterialien in den Bauszenarien für die durch die MFA geschätzten Materialflüsse. Die gewonnenen Ergebnisse werden in ein fortschrittliches Visualisierungsframework integriert, das die Planung, Strategieentwicklung und Co-Creation mit lokalen Akteuren erleichtert.

Projektergebnisse

Für jeden Anwendungsfall in den drei Pilotstädten wurden zwei Gruppen von Szenarien entwickelt: ein Szenario für die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy Scenario, CES) und ein Szenario „Business as usual“ (BAU). Die Entwicklung dieser Szenarien orientiert sich an technischen, wirtschaftlichen, politischen, regulatorischen und sozialen Einflussfaktoren. Das BAU-Szenario dient dabei als Referenz, um das CES hinsichtlich Energieverbrauch, Rohstoffeinsparung und CO₂-Reduktion zu vergleichen.

Die Bewertung legt einen besonderen Fokus auf das Recycling und die Wiederverwendung von Baumaterialien und -komponenten direkt vor Ort, sowohl im Neubau als auch in Sanierungsprojekten. Darüber hinaus berücksichtigt das Modell auch die Vorteile von Materialwiederverwendung und -recycling über die Systemgrenzen hinaus, einschließlich verschiedener Einsatzmöglichkeiten von Sekundärmaterialien.

Der technische Umfang umfasst den gesamten Lebenszyklus: von der Rohstoffgewinnung, Herstellung (Module A1–A3), Transport (A4), über Ersatzmaßnahmen (B4) bis hin zu End-of-Life-Prozessen wie Abriss, Abfalltransport, -behandlung, Recycling und Entsorgung (Module C1–C4). Ein spezifischer Anwendungsfall im Wiener Stadtteil Aspern Seestadt veranschaulicht, wie sich die Massenschätzung und Lebenszyklusanalyse für neue Gebäude aus dem Flächenwidmungs- und Bebauungsplan ableiten lassen.