Durch menschliche Aktivitäten (Industrie, Landwirtschaft) gelangen chemische Substanzen in die Umwelt, die zu Kontaminationen von Boden und Grundwasser führen. Zahlreiche dieser Substanzen sind toxisch für Mensch und Umwelt und haben kanzerogene und teratogene Wirkungen. Da jeder kontaminierte Standort individuelle charakteristische Eigenschaften hat (z.B. (Hydro)geologie, Schadstoffmischung, Architektur des Schadensherdes) sind maßgeschneiderte Sanierungskonzepte für jeden Standort zu erarbeiten.
Sanierungstechnologien zum Abbau, oder zur Entfernung von Kontaminationen können auf physikalischen, chemischen oder biologischen Mechanismen beruhen. Jede Methode hat Vor- und Nachteile. Eine mikrobielle Sanierung hat den Vorteil, dass sie durch geringen Energie- und Materialeinsatz im Vergleich zu anderen Methoden kostengünstig ist. Allerdings sind für eine erfolgreiche biologische Sanierung neben geeigneten Organismen auch das Know-how über deren optimalen Wachstums- und Lebensbedingungen notwendig, sowie das Wissen, wie dieses im Feld durch umwelttechnische Maßnahmen herzustellen sind. Wir entwickeln Sanierungstechnologien mit einem Schwerpunkt auf mikrobieller Sanierung von organischen Schadstoffen. Unser Ziel ist es, diese Technologien im Labor zu optimieren und sie dann unter Feldbedingungen gemeinsam mit unseren Industriepartnern zu testen, um sie so an die praktische Anwendung heranzuführen.
Optimierung der reduktiven Dechlorierung durch Dehalococcoides
Bakterielle Konsortien, die Dehalococcoides enthalten, sind in der Lage, chlorierte Ethene vollständig zu dechlorieren. Wir arbeiten an der Integration der mikrobiellen reduktiven Dechlorierung mit anderen Sanierungstechnologien (z.B. chemische Reduktion mit nanoskaligem, nullwertigem Eisen (nZVI); Kombination mit Biotensiden), um die Lebensbedingungen für Dehalococcoides im Feld besser einstellen zu können und um die Bioverfügbarkeit von chlorierten Schadstoffen zu verbessern.
Biologische Sanierung von Erdölkohlenwasserstoffen
Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) gehören zu den weltweit am weitesten verbreiteten Kontaminanten in Boden und Grundwasser. Wir entwickeln und untersuchen biologische Sanierungsmethoden zum Abbau von MKW. Diese Methoden beinhalten Rhizodegradation (= Abbau von organischen Schadstoffen durch Mikroorganismen in der Rhizosphäre von Pflanzen) und Bioremediation (= Abbau organischer Schadstoffe durch Mikroorganismen in verschiedenen Umweltkompartimenten).
Mikrobielle Sanierung von Persistent Organic Pollutants (POP)
Wir suchen nach mikrobiellen Stämmen, die in der Lage sind, Persistent Organic Pollutants (POPs) wie das Insektizid Lindan und seine Nebenprodukte sowie Perfluoroktansulfonsäure (PFOS), die zur Gruppe der Poly- und Perfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) gehört, effizient abzubauen. Lindan und PFOS sind in der der „Stockholm Konvention über POPs“ aufgelistet. Methoden zum Abbau dieser Xenobiotica sind dringend notwendig. Unser Ziel ist es daher, mikrobielle Stämme und Konsortien zu isolieren, die ein hohes Potenzial zum Abbau dieser Substanzen haben und darauf aufbauend, Sanierungsmethoden für eine praktische Anwendung zu entwickeln.
Ausgewählte Projekte
MISABI | Mikrobielle Sanierung von LCKW-Grundwasserbelastungen mit lebensmitteltauglichen Biotensiden | 2020-2023 |
STIMBAK | Stimulation of bacterial dechlorination in the groundwater by chemically produced hydroge | 2020-2021 |
MODELFACE | Reactions of chlorinated hydrocarbons and chromium (VI) on nanoscale zerovalent iron (nZVI) particle surfaces: Investigation of reaction mechanisms via combination of experimental and molecular modeling studies | 2017-2021 |
MIKROSYN | Synergistic degradation of chlorinated hydrocarbons by microorganisms and zerovalent iron | 2016-2018 |
BIANO | Remediation of sites contaminated with chlorinated hydrocarbons by stimulation of the microbial degradation by zerovalent iron | 2015-2018 |
BIOSAN | Biostimulation and constructed wetlands for degradation of petroleum hydrocarbons in soil and groundwater | 2013-2016 |