In der letzten Ausgabe 2024 des Ö1-Wissenschaftsformats „Science Arena“ mit Martin Haidinger standen gleich drei Pionier:innen im Fokus, darunter die AIT Mikrobiom-Expertin Angela Sessitsch. Gemeinsam mit zwei weiteren Pionieren, dem Osteuropahistoriker Jens Schmitt und dem Orthopäden Richard Malousek diskutierte sie, wie es sich anfühlt, wissenschaftliches und praktisches Neuland zu betreten und welche Herausforderungen dabei entstehen. Angela Sessitsch beleuchtete ihre Forschung rund um das Pflanzenmikrobiom und betonte die Bedeutung einer nachhaltigen, mikrobiell unterstützten Landwirtschaft.
Weltweit steht die Landwirtschaft vor enormen Herausforderungen: Steigende Bevölkerungszahlen, Klimawandel, begrenzte Ressourcen und der Wunsch nach Lebensmittelsicherheit erfordern neue Lösungen für nachhaltige Agrarsysteme. Konventionelle Methoden setzen vielfach auf chemische Düngemittel und Pflanzenschutzmittel, was langfristig die Bodenfruchtbarkeit beeinträchtigen und Umweltbelastungen erhöhen kann. In der Ö1 Science Arena betonte Angela Sessitsch, dass die meist unsichtbaren Mikroorganismen, die sogenannten Mikrobiome, hier eine Schlüsselrolle spielen. Diese mikroskopisch kleinen „Helferlein“ können nicht nur das Pflanzenwachstum fördern, sondern auch die Widerstandskraft gegen Krankheiten erhöhen und so den Einsatz von Chemie reduzieren.
Als Leiterin der Bioresources Unit am AIT Center for Health and Bioresources forscht Sessitsch und ihr Team an genau diesen Mikrobiomen, die in und auf Pflanzen sowie im Boden leben. Ihr Ziel: Ein tiefgreifendes Verständnis dafür zu entwickeln, wie Mikroben die Pflanze unterstützen und wie sich dieses natürliche Potenzial effektiv in der Landwirtschaft einsetzen lässt.
- Internationale Vernetzung: Im Rahmen der neu gegründeten internationalen Gesellschaft MicrobiomeSupport arbeitet Sessitsch daran, globale Standards in der Mikrobiomforschung zu etablieren und Wissenschaft, Politik und Industrie enger zu vernetzen.
- Exzellenz-Cluster „Microbiomes Drive Planetary Health“: Hier bringt sie mit ihrem Team Expertise ein, um die Rolle von Mikroorganismen für Umwelt, Ernährung und Gesundheit zu erforschen und so langfristige Strategien für einen ressourcenschonenden Umgang zu entwickeln.
- miCROPe Symposium: Als Chair der Konferenz „Microbe-assisted Crop Production“ fördert sie den Dialog zwischen Forschung und Industrie, um gemeinsam neue, mikrobiell basierte Anwendungen für die Landwirtschaft zu entwickeln.
All diese Aktivitäten unterstreichen, dass eine mikrobiell gestützte Landwirtschaft nicht nur zur Verbesserung der Ernteerträge und Bodengesundheit beitragen kann, sondern auch ein wichtiger Schritt zur Sicherung der globalen Ernährung darstellt.
Die Diskussion in der Ö1 Science Arena verdeutlichte, dass die Erforschung von Mikroorganismen essenziell für zukünftige Lösungen ist. Ob bei der Steigerung der Pflanzenresistenz, der Schonung von Ressourcen oder der Förderung der Bodenfruchtbarkeit – Mikrobiome eröffnen ein enormes Innovationspotenzial. Das Team um Angela Sessitsch und das AIT setzen mit ihrer Arbeit richtungsweisende Impulse für eine nachhaltige Landwirtschaft und bieten zugleich einen Ausblick darauf, wie Wissenschaft, Politik und Industrie gemeinsam an globalen Herausforderungen arbeiten können.
Der Beitrag von Angela Sessitsch in der Sendung macht deutlich, dass die Zukunft der Landwirtschaft in der intelligenten Nutzung mikrobieller Ressourcen liegt. Durch interdisziplinäre Forschung, internationale Zusammenarbeit und nachhaltige Technologien eröffnet sich ein Weg, um Ökologie und Produktivität in Einklang zu bringen – zum Wohle von Mensch, Umwelt und einer sicheren Lebensmittelversorgung.
Link zur Sendung: https://sound.orf.at/podcast/oe1/science-arena/die-science-show-mit-professor-haidinger-wir-waren-die-ersten
Alle Informationen zu Ö1 Science Arena: https://oe1.orf.at/sciencearena