Rund acht Stunden Wissenschaft zum Anfassen: Beim Forschungsfest Niederösterreich am 10. Oktober verwandelten über 80 Stationen das Palais Niederösterreich in Wien in ein offenes Labor. Die Competence Unit Bioresources, des AIT Center for Health and Bioresources, rückte zwei Themen in den Fokus, die Landwirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen beschäftigen: naturbasierte Pflanzenschutzstrategien sowie die Frage, wie Kulturpflanzen Hitze und Trockenheit besser verkraften.
Die europäische Landwirtschaft steht unter doppeltem Druck. Strengere Auflagen im Pflanzenschutz und zunehmende Resistenzen begrenzen den Einsatz chemischer Mittel, gleichzeitig erhöhen Klimawandel-Effekte wie Hitzewellen und längere Trockenperioden das Risiko für Ernteausfälle. Forschungseinrichtungen arbeiten daher an Verfahren, die Umweltwirkungen reduzieren und Erträge stabilisieren – praxisnah und skalierbar.
Die AIT-Stationen im Überblick
- Biologische Kontrolle von Pflanzenschädlingen und -krankheiten mit den Projekten SAGROPIA und BIOVEXO. https://biovexo.eu/ & https://sagropia.eu/
Am AIT-Stand wurden konkrete Ansätze vorgestellt, wie biologische Lösungen, Mikroorganismen und naturbasierte Präparate, Schädlinge und Vektoren krankheitsübertragender Insekten eindämmen können – von Kartoffeln und Zuckerrüben bis zu Oliven- und Mandelkulturen. Besucher:innen sahen, wie Wirkmechanismen getestet und in Feldstudien bewertet werden und welche Rolle Datenqualität und Übertragbarkeit in den EU-Projekten spielen. „Biologische Verfahren setzen dort an, wo chemische Mittel an Grenzen stoßen – sie sind zielgerichtet, kombinierbar und können Umweltbelastungen senken. Entscheidend ist, dass sie im Feld funktionieren und sich in bestehende Anbausysteme integrieren lassen“, sagt Stephane Compant, AIT-Bioresources-Experte und Projektleiter von BIOVEXO.
- Camelina – fit für den Klimawandel mit dem Projekt UNTWIST. www.untwist.eu/
Die zweite Station zeigte am Beispiel von Camelina (Leindotter), einer traditionellen heimischen Kulturpflanze, wie Pflanzen metabolisch und physiologisch auf Wasser- und Hitzestress reagieren. Anhand von Experimenten und Visualisierungen wurde erklärt, welche Merkmale die Stressresilienz steigern und wie diese Erkenntnisse in die Züchtung und Bewirtschaftung einfließen können – mit Blick auf robuste Erträge unter variablen Klimabedingungen.
Die AIT-Beiträge zeigen, woher die Fachkenntnis kommt: aus langfristigen EU-Projekten, Teamarbeit verschiedener Disziplinen und Tests vom Labor über das Gewächshaus bis aufs Feld. Als Nächstes geht es darum, bewährte biologische Schutzverfahren in europäischen Anbaugebieten – etwa bei Oliven und Mandeln – breiter einzusetzen und Erkenntnisse zur Widerstandskraft von Pflanzen gezielt in Züchtung und Beratung zu bringen. Für die Praxis bedeutet das: mehr wirksame, umweltschonende Optionen im Pflanzenschutz und verlässlichere Entscheidungen bei zunehmend wechselhaftem Wetter.
Das Niederösterreichische Forschungsfest 2025: https://www.noe.gv.at/noe/wissenschaft-forschung/forschungsfest_noe.html