Am 6. November 2025 brachte die NETmicroplastic Conference & Mini-Fair am AIT in Tulln Expert:innen aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Industrie und Verwaltung zusammen. Keynote, Fachsessions, eine interaktive Stakeholder-Tour und eine Podiumsdiskussion beleuchteten Quellen von Mikroplastik in Böden, Risiken und praktikable Gegenmaßnahmen – von agrarischen Anwendungen über Düngemittel bis zu kompostierbaren Materialien.
Kunststoffe: Nutzen, Grenzen, Konsequenzen
Im Mittelpunkt stand die Frage, wo Kunststoffe agronomisch sinnvoll sind, etwa zur Bodenerwärmung und Unkrautkontrolle, und wo bioabbaubare Alternativen, zB. bei kurzer Nutzungsdauer oder Rückholkonzepte notwendig sind. Daten aus europäischen Feldstudien und Erhebungen zeigen: Ein erheblicher Anteil des Eintrags entsteht über Düngemittel wie Klärschlamm, Kompost, Wirtschftsdünger, zugleich stammt gut ein Drittel aus achtlos weggeworfenem Müll. Auch der Zusammenhang zwischen Biotonnen-Sammelsystemen, Kompostierung und Kunststoffeintrag wurde adressiert.
Fakten aus Forschung und Feld
In der Keynote umriss Christian Lott (HYDRA Marine Sciences) Quellen, Regulierungen und Lösungsansätze zu Mikroplastik in landwirtschaftlichen Böden. Beiträge von Ildikó Heim (FiBL Austria), Amila Abeynayaka (TU Dänemark) und Ferran Martí Ferrer (Aimplas) reichten von Umfragen unter Landwirten, über ein farmbasiertes Entscheidungs-Tool bis zu Erfahrungen mit biologisch abbaubaren Mulchfolien. Die zweite Session, mit Melanie Brait & Florian Brunner (Kompost- & Biogas-Verband), Julia Möller (WUR) und Gabriel Gerner (ZHAW), analysierte Mikroplastik in organischen Abfallströmen, Kompostierprozessen und regulatorische Aspekte biologisch abbaubarer Kunststoffe.
„Kunststoffe sind nicht per se problematisch – entscheidend sind Einsatzgebiet, Dauer und Kreislaufführung. Wo Rückholung nicht verlässlich möglich ist, sollten Produkte auf nachgewiesene Bioabbaubarkeit im Feld geprüft werden, zugleich brauchen Landwirt:innen klare Produktinformationen und Information zur Handhabung mit Standardgeräten“, sagt Claudia Preininger, AIT Bioresources Expertin und Koordinatorin von NETmicroplastic. Das spiegelt auch den Tenor der Podiumsdiskussion, moderiert von Martin Kainz, Universität für Weiterbildung Krems, wider, die Praxiswissen aus Acker- und Weinbau mit Politik- und Behördenperspektiven verknüpfte.
Innovation entlang der Wertschöpfung
Auf der Mini-Fair präsentierten Green Legacy, Lenzing, Lactips, AGRANA RIC, ECHO Instruments, RECENDT sowie das Bündnis mikroplastikfrei innovative Entwicklungen in den Bereichen Mess- und Analytiktechnologien sowie neuer Materialien.
Das Netzwerk empfiehlt, die Bioabbaubarkeit von Kunststoffprodukten unter realen Feldbedingungen zu testen, eine verbesserte Produktkennzeichnung und praxisnahe Informationen für Betriebe.
Zugleich soll die Öffentlichkeit stärker für den Zusammenhang zwischen Müllentsorgung über die Biotonne, den Herausforderungen bei der Kunststoffabtrennung in Kompostieranlagen und dem Eintrag von nicht abtrennbarem Kunststoff bzw. Mikroplastik in Böden über Kompost sensibilisiert werden. Ziel ist es, vermeidbare Einträge in den Boden – insbesondere auch durch Littering – deutlich zu reduzieren.