Beim THCS-Workshop „Strengthening Ecosystems“ am 13.10.25 in Wien stellten die AIT-Experten Hannes Perko (TeleEPI), Christopher Mayer (TOGETHER) und Markus Garschall (DemiCare+) drei europäische Projekte vor, die Versorgungspfade alltagsnäher und übertragbarer machen sollen. Gemeinsamer Fokus sind praktikable Modelle, die sich in regionale Gesundheitsökosysteme integrieren lassen – von der Epilepsie-Nachsorge über Hypertonie-Management bis zur Unterstützung pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz.
Fragmentierte Pfade, hohe Last
Chronische Erkrankungen und Langzeitbetreuung belasten Gesundheitsstrukturen in ganz Europa. Epilepsie-Diagnostik stützt sich vielerorts auf punktuelle, oft stationäre Messungen im Krankenhaus, die den Alltag nur eingeschränkt abbilden. Hypertonie bleibt trotz verfügbarer Therapien häufig unzureichend kontrolliert, nicht zuletzt wegen getrennter Verantwortlichkeiten zwischen Ordinationen und Apotheken. Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz sind stark beansprucht; präventive Hilfen erreichen sie oft zu spät oder zu wenig personalisiert.
Drei AIT-Projekte im Überblick
TeleEPI (Vorstellung: Hannes Perko). Das Projekt verlagert zentrale Schritte der Epilepsie-Nachsorge in den häuslichen Bereich: kontinuierliche, unaufdringliche Messungen im Alltag werden über eine Telemedizin-Plattform mit klinischen Entscheidungen verknüpft; Spitäler bleiben Hubs für gezielte Diagnostik. Perko beschreibt den Kern so: „Wenn wir kontinuierliche EEG-Daten aus dem Alltag mit einer telemedizinischen Betreuung verbinden, verkürzen wir den Weg zur passenden Therapieentscheidung und entlasten gleichzeitig die stationären Bereiche.“ Ziel ist ein integrierter, evidenzbasierter Pfad, der sich in regionale Ökosysteme einfügt.
TOGETHER (Vorstellung: Christopher Mayer). Das Vorhaben adressiert die Blutdruckkontrolle mit niedrigschwelligen Screenings und einer teambasierten Versorgung zwischen Hausärzt:innen und Apotheken. Als Instrument für die Risikokommunikation dient das „Vascular Age“ (Gefäßalter), strukturierte Abläufe sollen Adhärenz erhöhen und therapeutische Trägheit senken. Im Zentrum steht die Frage, wie Primärversorgung und Apotheke gemeinsam schneller zu einer besseren Hypertoniediagnose und -behandlung kommen. Aktuell zum Projekt TOGETHER: https://www.ait.ac.at/news-events/single-view?tx_ttnews%5Btt_news%5D=9083&cHash=69089787e056260a1c3bd1cd6a9ed2ac
DemiCare+ (Vorstellung: Markus Garschall). Aufbauend auf einem bestehenden digitalen Ansatz werden, auf Basis von Ansätzen der Positiven Psychologie und kognitiven Verhaltenstherapie, alltagsnahe Mikro-Interventionen für pflegende Angehörige entwickelt, ergänzt um die Anbindung an lokale Unterstützungsangebote. Die Lösung soll Belastung reduzieren, depressiven Symptomen vorbeugen und damit die häusliche Pflegesituation stabilisieren.
Von Pilotierung zu Übertragbarkeit
Beim THCS-Workshop „Strengthening Ecosystems“ in Wien wurden die Projekte im Austausch mit den wichtigsten Stakeholdern aus Versorgung, Forschung und Industrie diskutiert. Im Mittelpunkt stehen messbare Effekte: Verlässliche Datenqualität, alltagstaugliche Nutzung, schnellere und bessere Therapieentscheidungen samt höherer Adhärenz, Entlastung der stationären Bereiche sowie spürbare Verbesserungen bei Lebensqualität und Systemkennzahlen. Entscheidend ist, dass sich die Ansätze reibungslos in bestehende Abläufe integrieren lassen – und sich über THCS hinaus in nationale und regionale Ökosysteme skalieren lassen.