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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

HerzMobil startet in Niederösterreich: AIT Telemedizin-Technologie für Herzpatient:innen

25.09.2025
Start in Wiener Neustadt, mit landesweitem Rollout bis 2028: AIT liefert die Telehealth-Plattform, AIT-Spin-off Telbiomed betreibt die Versorgungslösung.

In Niederösterreichhat die digitale Nachsorge für Menschen mit Herzschwäche begonnen: Im Projekt „HerzMobil NÖ“ werden Patient:innen nach der Entlassung aus dem Spital drei bis sechs Monate telemedizinisch begleitet. Grundlage ist die am AIT entwickelte Telehealth-Lösung samt App; in der Versorgungspraxis wird sie vom AIT-Spin-off Telbiomed betrieben. Ziel ist es, Sicherheit und Lebensqualität zu erhöhen und unnötige Wiedereinweisungen zu vermeiden. Bis 2028 ist die Ausrollung auf ganz Niederösterreich geplant.

Hohe Krankheitslast, viele Spitalsaufenthalte

Rund 30.000 Menschen in Niederösterreich leben mit chronischer Herzinsuffizienz. Das führt häufig zu Atemnot, eingeschränkter Belastbarkeit – und zu vielen Krankenhausaufnahmen: Pro Jahr werden im Land etwa 25.000 Spitalsaufenthalte im Zusammenhang mit Herzschwäche verzeichnet. Das belastet Betroffene, Angehörige und das Gesundheitssystem gleichermaßen.

Strukturierte Telemonitoring-Nachsorge

In dieser Pilotierungsphase am Universitätsklinikum Wiener Neustadt erhalten Patient:innen eine Waage, ein Blutdruckmessgerät und ein Smartphone. Täglich übermitteln sie Gewicht, Blutdruck, Puls, Medikation und Befinden via App an das klinische Team; bei Auffälligkeiten erfolgt ein Anruf  und – falls nötig – eine rasche Anpassung der Therapie. Das Programm läuft regulär drei Monate und kann bei Bedarf auf sechs Monate verlängert werden. Schon im ersten Jahr soll die Zahl der Teilnehmenden deutlich steigen; langfristig ist ein landesweiter Rollout geplant. „Für die Patientinnen und Patienten bedeutet das mehr Sicherheit und eine bessere Lebensqualität.“ erklärt Landesrat Ludwig Schleritzko bei der Präsentation in Wiener Neustadt dem ORF Niederösterreich.

AIT Digital Health Lösungen und Telbiomed

Die technische Basis von HerzMobil ist die KIT Telehealth-Plattform inklusive HerzMobil-App, die am AIT entwickelt wurde und als Referenzprojekt der Digital-Health-Gruppe gilt. Sie bildet die digitale Versorgungsinfrastruktur, über die Messwerte sicher erfasst, an das Behandlungsteam übermittelt und im Therapieverlauf genutzt werden. Telbiomed ist ein Spin-off des AIT und verantwortet den Betrieb der Telehealth-Lösung in der Regelversorgung: vom Care-Manager für die Telemedizinzentren über die Geräteanbindung bis zur Unterstützung von Ärzt:innen und Patient:innen im Therapiemanagement in der Versorgung.. In mehreren Bundesländern (u. a. Tirol, Steiermark, Kärnten) ist HerzMobilebenfalls schon im Einsatz – und dient als Vorlage für den Ausbau in Niederösterreich. Anton Dunzendorfer, Leiter der Competence Unit Digital Health Information Systems am AIT Center for Health & Bioresources, erklärt: „Wir stellen mit unserer Telehealth-Plattform die interoperable Brücke zwischen Patient:innen und Gesundheitsexpert:innen bereit. Entscheidend ist, dass Messwerte nicht nur ankommen, sondern darauf aufbauend das Therapiemanagement in klar definierten Prozessen umgesetzt wird – mit nachvollziehbarer Dokumentation und datenschutzkonformer Übertragung.“

Evidenz aus anderen Bundesländern

Erfahrungen aus Tirol zeigen, dass strukturierte Telemonitoring-Nachsorge Wiederaufnahmen deutlich senken kann; darauf verweist auch die Landespolitik. Zusätzlich belegen jüngste Analysen, dass HerzMobil Tirol gegenüber üblicher Versorgung auch kosteneffektiv ist.

Das Land Niederösterreich, NÖGUS und die Gesundheitskasse investieren 7,1 Mio. Euro in das Telemedizin-Programm; bis 2028 soll HerzMobil in ganz Niederösterreich verfügbar sein. Technisch wird parallel an der weiteren Integration gearbeitet – etwa an standardisierten Telemonitoring-Berichten für ELGA, die AIT und Telbiomed mit Partnern entwickelt haben und die bereits in bestehenden HerzMobil-Diensten genutzt werden.

noe.orf.at: https://noe.orf.at/stories/3321801