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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Kompetenzausbau für saubere Energie in Gemeinden

Projekt PLENTY-Life

Institutionalisierte sektorübergreifende Planung und gezielter Kapazitätsaufbau, um kleinen und mittleren Kommunen die Entwicklung und Überwachung nachhaltiger Strategien für den Übergang zu sauberer Energie zu ermöglichen

PLENTY-Life ist ein von der EU finanziertes LIFE-Projekt, das sich auf die Institutionalisierung sektorübergreifender Planung und den Aufbau von Kapazitäten konzentriert, um kleine und mittlere Städte (SMCTs) bei der Entwicklung und Überwachung nachhaltiger Strategien für die Umstellung auf saubere Energie zu unterstützen. Das Projekt führt HISTEP (Holistic Integrated Spatio-Temporal Energy Planning) ein – eine innovative, von den Interessengruppen gesteuerte Methodik, die die Planung von Energiesystemen mit der Stadt- und Raumplanung integriert, um langfristige Strategien für die Klimaneutralität bis 2050 zu formulieren.

Ein Bottom-up-Energiemodellierungsrahmen (bestehend aus MAED-City, CEA, MESSAGEix) bewertet den Energiebedarf und die Energieversorgung von Städten und erstellt Wege zur Umstellung auf saubere Energie, die auf die erwarteten sozioökonomischen und technologischen Entwicklungen abgestimmt sind. Darüber hinaus stärkt das Projekt die lokalen Kapazitäten in den Bereichen Energie-, Stadt- und Raumplanung und befähigt SMCTs, maßgeschneiderte langfristige Energiestrategien zu entwerfen und zu überwachen.

Die Methodik von PLENTY-Life wird in sieben Pilotstädten in vier europäischen Ländern demonstriert: Eggenburg und Horn (Österreich), Castelfranco und Dolo (Italien), Lugoj und Sânnicolau Mare (Rumänien) sowie Fundão (Portugal). Das Projekt trägt direkt zur Umsetzung integrierter Lösungen bei, die die Umsetzung der EU-Politik und -Gesetzgebung zur Energiewende unterstützen.

Abbildung 1: Im Rahmen des Plenty-Life-Projekts wurde eine ganzheitliche, integrierte räumlich-zeitliche Energieplanungsmethodik angewendet, um in Zusammenarbeit mit den städtischen Interessengruppen Strategien für die Umstellung auf saubere Energie zu entwickeln.

Projektziele

  • Unterstützung kleiner und mittelgroßer Städte bei der Ausarbeitung von Strategien für die Energiewende
  • Ausstattung der lokalen Behörden von KMS mit den notwendigen Fähigkeiten zur Umsetzung und Überwachung nachhaltiger Strategien für die saubere Energiewende durch ein umfassendes Kapazitätsaufbauprogramm
  • Institutionalisierung einer ganzheitlichen, integrierten raum-zeitlichen Energieplanungsmethodik (HISTEP), die Energie- und Stadtentwicklungsplanung vereint, um die Energiewende bis 2050 zu ermöglichen
  • Einrichtung lokaler Pilotkommunen (KMS) in vier EU-Ländern zur Demonstration innovativer, integrierter Planungsprozesse in Städten, die bei der Energiewende bisher zurückliegen
  • Systematische Schulungen für politische Entscheidungsträger:innen, Verwaltungsmitarbeitende und Raumplaner:innen zur integrierten Planung der Energiewende
  • Standardisierung der Fallstudienentwicklung in Städten, um nachhaltige Energiestrategien mit wissenschaftlich fundierten Modellierungsinstrumenten für langfristige Energiewendeprozesse zu gestalten
  • Erstellung von Leitlinien zur Planung und Umsetzung der sauberen Energiewende im Einklang mit lokaler Entwicklung und Stadtplanung unter Einbeziehung von Interessensgruppen und Bürger:innen im Co-Creation-Prozess
  • Entwicklung eines Monitoring- und Evaluierungsansatzes, der über klassische KPIs hinausgeht – basierend auf dem KICET-Framework (Key Indicators for Clean Energy Transition) zur Bewertung sozioökonomischer und ökologischer Auswirkungen im Einklang mit den SDGs 7, 11 und 13
  • Bereitstellung von Leitlinien, Erfahrungswerten und Best Practices aus den Pilotkommunen, um Folgestädte zu inspirieren, eigene Strategien mithilfe der PLENTY-Life-Methodik umzusetzen

Rolle des AIT

Das AIT fungiert als stellvertretender Projektkoordinator und leitet zwei Arbeitspakete (AP) – AP4 Entwicklung von Strategien für die Energiewende und AP7 Nachhaltige Umsetzung und Verwertung der Projektergebnisse. Darüber hinaus leistet das AIT einen zentrale Beitrag zum Kapazitätsaufbau im Bereich der integrierten städtischen Energieplanung.

WP4 – Entwicklung Strategien für die Energiewende

Im Rahmen von WP4 übernimmt das AIT die Leitung bei der Entwicklung von Fallstudien für Pilotstädte sowie bei der Ausarbeitung langfristiger Strategien für die Energiewende. Dies erfolgt auf Basis eines standardisierten Fünf-Schritte-Ansatzes:

  1. Datenerhebung zu Energieverbrauch, lokalem Potenzial erneuerbarer Energien, Demografie, sozioökonomischem und technologischem Status sowie geplanten Entwicklungen
  2. Modellierung des städtischen Energiesystems und Kalibrierung des Basisjahres
  3. Co-Creation von Zukunftsvisionen und Energiewende-Szenarien gemeinsam mit lokalen Akteuren
  4. Ableitung sektoraler Handlungsprioritäten auf Grundlage der Strategieergebnisse
  5. Einführung eines Monitoring-Frameworks auf Basis von KPIs, um die Umsetzung der CET-Strategie zu verfolgen

Zusätzlich werden faktorspezifische Aspekte wie Mikro-Windturbinen und städtische Hitzeinseln berücksichtigt.

Das AIT leitet außerdem das Kapazitätsaufbauprogramm zur integrierten Energieplanung sowie dessen Implementierung in den Pilotstädten.

AP7 – Nachhaltige Umsetzung und Verwertung der Projektergebnisse

In WP7 koordiniert das AIT die Maßnahmen zur Nachhaltigkeit, Replikation und Verwertung der Projektergebnisse. Die Best Practices, Erfahrungen und Erkenntnisse aus den Pilotstädten fließen in einen Verwertungsplan und politische Leitlinien ein. Diese sollen die Übertragbarkeit der Methodik auf folgende bzw. beobachtende Städte ermöglichen und erleichtern.

Der Verwertungsplan bietet eine flexible und anpassungsfähige HISTEP-Methodik, unterstützt durch ein Modellierungsportfolio, das Städte bei der Entwicklung und Überwachung ihrer Strategien zur Energiewende unterstützt. Darüber hinaus wird er die Weiterentwicklung von Energieplanungstools und -methoden vorantreiben, die in den Pilotdemonstrationen erprobt wurden. Der Proof of Concept liefert Einblicke in Planungsherausforderungen und lokale Barrieren, die wiederum zu methodischen Verbesserungen führen, mit dem Ziel, Kommunen, die den Ansatz nach den Pilotphasen übernehmen, langfristig zu unterstützen.

Projektergebnisse

Die Ergebnisse des erstellten BAU-Szenarios (Business-as-Usual) im Rahmen der CET-Strategie (Clean Energy Transition) werden in Abbildung 2 & 3 anhand der Fallstudie der Stadt Fundão dargestellt. Die Entwicklung zeigt, dass der Energiebedarf in erster Linie durch den Verbrauch fossiler Energieträger im Verkehrssektor sowie in der Landwirtschaft und im Bausektor angetrieben wird.

Um Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, sollte die Gemeinde Fundão wirksame Dekarbonisierungsmaßnahmen im Verkehrsbereich umsetzen. Dazu gehört der Übergang von fossil betriebenen Fahrzeugen zu Elektrofahrzeugen, die Förderung eines Umstiegs vom Individualverkehr auf den öffentlichen Verkehr sowie die Unterstützung aktiver Mobilitätsformen wie Radfahren und Zufußgehen im Stadtgebiet. Diese Maßnahmen sind vorgesehenen als Bestandteil des Energiewende-Szenarios.

Das Energiewende-Szenario steht im Einklang mit den Energie- und Klimazielen der Stadt und wird auf Grundlage der Ergebnisse des BAU-Szenarios entwickelt. Dabei kommen gezielte Verbesserungen in den Bereichen Energieeffizienz, Elektrifizierung von Endverbrauchsanwendungen sowie der Umstieg auf saubere Energieträger in allen Sektoren zum Einsatz. Zusätzlich wird der Anteil lokaler erneuerbarer Energien (RES) erhöht, um die Dekarbonisierung der Strom- und Wärmeversorgung zu ermöglichen. Infolge dessen sind erhebliche Veränderungen in der Struktur von Endenergiebedarf und -versorgung, in der technologischen Landschaft von Energieerzeugung und -nutzung sowie in den zugrunde liegenden sozioökonomischen und technologischen Rahmenbedingungen zu erwarten. Abbildung 4 zeigt die zentralen Dekarbonisierungsfaktoren, die bei der Entwicklung des CET-Szenarios berücksichtigt wurden.

Abbildung 4: Framework zur Modellierung von Klimawandelszenarien in Fundão

Förderung

Dieses Projekt wird im Rahmen des Life Programms der Europäischen Union gefördert (LIFE-2021-CET-LOCAL).