Linz, 18.11.2025. Beim Workshop „Zukunft der Gesundheit: Wege zu einem kohärenten und steuerungsfähigen Gesundheitssystem 2040“ von ACADEMIA SUPERIOR stand die Frage im Zentrum, wie sich Versorgung bei steigender Nachfrage, begrenzten Ressourcen und digitalem Wandel zukunftsfähig organisieren lässt. Anton Dunzendorfer, Head of Competence Unit Digital Health Information Systems am AIT Center for Health and Bioresources, brachte dabei die Perspektive digital unterstützter, integrierter Versorgungspfade ein.
Die Diskussion zeigte ein klares Bild: Ein steigender Versorgungsbedarf trifft auf ein stark fragmentiertes System. Zuständigkeiten sind oft unklar, Sektoren folgen unterschiedlichen Logiken, digitale Strukturen sind nur begrenzt kompatibel. In Spitalsambulanzen führt das zu einer hohen Zahl ungeplanter Fälle, von denen viele außerhalb des Krankenhauses versorgbar wären. Gleichzeitig erschweren isolierte IT-Lösungen und fehlende Interoperabilität eine vorausschauende Steuerung und verursachen Mehrfachdokumentation.
One-Stop-Logik und interoperable Datenräume
Als systemisches Strukturprinzip wurde eine „One-Stop-Logik“ diskutiert: Unabhängig vom Einstiegspunkt sollen Zuweisungen, Rückmeldungen und weitere Schritte im Versorgungspfad klar definiert und digital abgestützt sein. Triage und pflegerische Erstkontakte gewinnen dabei an Bedeutung, Apotheken werden zu Orientierungspunkten, digitale Systeme übernehmen strukturierende Aufgaben wie Terminsteuerung und Monitoring. Das erfordert multiprofessionelle Ausbildungsprofile, verbindliche Standards und Governance jenseits klassischer Sektorgrenzen. Aus Sicht des AIT sind interoperable Datenräume und digital modellierte Versorgungspfade der Hebel, um Transparenz zu schaffen und Ressourcen gezielt einzusetzen. „Bei Digitalisierung und KI geht es weniger um zusätzliche Tools als um neue Versorgungslogiken“, betont Anton Dunzendorfer. „Entscheidend ist, dass Datenräume, Prozesse und Verantwortlichkeiten so zusammenwirken, dass Patient:innen zu jedem Zeitpunkt wissen, was der nächste Schritt ist.“
Digitalisierung und KI werden damit als Enabler verstanden: Sie können administrative Last reduzieren und Entscheidungen unterstützen, ersetzen aber keine strukturellen Reformen.
Orientierung und Steuerungsfähigkeit bis 2040
Es wurden drei Leitplanken für ein modernes Gesundheitssystem benannt: Orientierung, Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Patient:innen benötigen klare nächste Schritte und nachvollziehbare Informationslagen – unabhängig davon, ob sie in Spital, Primärversorgung, Pflege oder Apotheke betreut werden. Die im Workshop erarbeiteten Perspektiven fließen in die Synthesen von ACADEMIA SUPERIOR ein und bilden eine Grundlage für das „Zukunftsbild 2040“. Das AIT Center for Health and Bioresources bringt seine Expertise zu Telehealth, interoperablen Systemarchitekturen und digitalen Versorgungspfaden ein, um ein kohärenteres und besser steuerbares Gesundheitssystem mitzugestalten.