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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

AIT bringt Pflanzen- und Mikrobiomforschung ins Unternehmensschuljahr in Tulln

19.12.2025
AIT Bioresources Team kooperiert mit MINTality und dem BG/BRG Tulln

Wie wird aus Unterricht ein realistischer Einblick in moderne Pflanzenforschung und warum ist das für die Landwirtschaft relevant? Im Schuljahr 2025/26 kooperiert das AIT erstmals mit der MINTality Stiftung und dem BG/BRG Tulln im Format „Unternehmensschuljahr“. Zwei Klassen mit 15- bis 16-jährigen Schüler:innen nehmen teil, ein zentraler Baustein ist ein mehrteiliger, praxisorientierter Lernpfad rund um Pflanzen, Mikrobiome und aktuelle Herausforderungen der Lebensmittelproduktion.

MINT-Bildung steht häufig vor einem strukturellen Problem: Viele Themen, von Mikroorganismen bis zu Pflanzenstress, sind für Jugendliche grundsätzlich greifbar, bleiben aber ohne Labore, Methoden und reale Anwendungsfälle abstrakt. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an eine resiliente Landwirtschaft: Pflanzen werden durch Umweltstress, Krankheiten und Produktionsbedingungen belastet und Forschung ist zunehmend gefragt, Lösungen entlang der gesamten Kette, vom Saatgut bis zum Teller, zu entwickeln.

Ganzjähriges Hands-on Projekt, Laborbesuch und „Wissenschaft zum Anfassen“

Das „Unternehmensschuljahr“ ist als längerfristige Kooperation zwischen Unternehmen und Schule angelegt: nicht als Einzeltermin, sondern als Lernpartnerschaft, die Unterrichtsinhalte mit Praxis verknüpft und MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) für alle Schüler:innen gleichermaßen zugänglich machen soll. Schul-Influencer:innen begleiten das Projekt medial und berichten über schulische Kanäle über Inhalte, Eindrücke und Zwischenergebnisse.

Beim AIT gestaltet Claudia Jonak, Principal Scientist der AIT Competence Unit Bioresources des Center for Health and Bioresources, den ersten Projektteil als Hands-on-Format und begleitet die Klassen über das gesamte Schuljahr. Den Auftakt bildete ein Schulbesuch am 19. November: Jonak stellte das AIT und die Arbeit am Center for Health and Bioresources vor und gab Einblicke in ausgewählte Forschungsprojekte, darunter UNTWIST und RISE-SOY. In einer praktischen Übung machten die Schüler:innen Abdrücke von Pflanzen und ihren Fingern auf Nährmedienplatten, ein niederschwelliger Zugang, um Bakterien und Pilze als Teil von Mikrobiomen sichtbar zu machen. 

Wissenschaft vor Ort erleben

Ergänzend dazu besuchten die Schüler:innen am 3. Dezember den AIT-Standort in Tulln. Vor Ort erhielten sie Einblicke in Labore, Methoden und Arbeitsalltag und konnten unter anderem ihre eigenen Platten mit den Abdrücken aus dem Schulbesuch untersuchen. Vorgeführt wurden auch die Phänotypisierungskammern, in denen automatisierte Kamera-gestützte Technologie genützt wird, um Pflanzenwachstum und Stressreaktionen unter kontrollierten Bedingungen zu messen und zu vergleichen. Der Besuch verknüpfte die Beobachtungen aus dem Hands-on-Teil mit der Frage, welche Probleme heute „am Feld“ entstehen und wie Forschungsergebnisse in Richtung Anwendung transferiert werden können. „Als Forschungseinrichtung ist es uns wichtig, der nächsten Generation früh einen realistischen Zugang zu solchen Themen zu eröffnen und nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch Bewusstsein dafür, welche Herausforderungen die moderne Lebensmittelproduktion und der Umgang mit Pflanzen unter Stressbedingungen mit sich bringen. Wenn Schüler:innen Mikrobiome und Pflanzenforschung nicht nur aus dem Lehrbuch kennen, sondern als konkrete Fragestellungen erleben, entsteht Interesse und im besten Fall auch der Antrieb, später selbst an Lösungen mitzuarbeiten“, sagt Claudia Jonak.

Präsentation des Gesamtprojekts am 03. Juni 2026

Weitere Schulbesuche sowie die Begleitung eines mehrwöchigen Praxisprojekts der Schüler:innen sind im Laufe des Schuljahrs geplant. Inhaltlich stehen dabei die vier Themen Pflanzen, Umweltstress, Mikroorganismen und Ernährung im Mittelpunkt. Die naturwissenschaftliche Grundlagen werden dabei mit aktuellen Fragen der Produktion und Versorgung verbunden.

Das Projekt ist für alle Schüler:innen der beiden beteiligten Klassen angelegt, die Ergebnisse sollen am 3. Juni 2026 am Schulstandort präsentiert werden. Das BG/BRG Tulln  bringt ausgewiesene MINT-Erfahrung mit: Die Schule wurde erneut mit dem MINT-Gütesiegel 2023–2026 ausgezeichnet.

Aus Sicht der Wissenschaftskommunikation ist das Vorhaben auch ein Referenzprojekt dafür, wie gut sich komplexe Themen, etwa Mikrobiom-Funktionen, Pflanzenstress und der Transfer von Forschung in die Anwendung, so aufbereiten lassen, dass sie im Schulkontext fachlich präzise bleiben und für Jugendliche zugleich nachvollziehbar und greifbar werden.

Mehr: https://www.mintality.at/ | www.bgtulln.ac.at/