Dabei bot die Expertin einerseits einen Überblick über zentrale Herausforderungen und praktikable Lösungsansätze rund um Gleichstellung, Karriereentwicklung und faire Arbeitsverteilung. Im Anschluss folgte eine lebhafte Diskussion mit einigen Fragen der teilnehmenden AIT-Kolleg:innen.
Der „Gender Career Gap” also die ungleichen Chancen der Geschlechter, wenn es um die eigene Karriere-Entwicklung geht, ist Tatsache. Frauen haben es viel schwerer, Karriere zu machen und Führungspositionen zu erlangen. Bei wissenschaftlichen Karrieren sprechen wir von der „Leaky Pipeline“. Gemeint ist damit, dass Frauen bei den akademischen Abschlüssen zwar die Nase vorn haben, aber bei Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert sind. Gründe darin liegen in der ungleichen Verteilung von Betreuungspflichten, aber auch organisatorisch-strukturellen Rahmenbedingungen.
Was Unternehmen und Mitarbeitende tun können,
Alyssa Schneebaum zeigte auf, welche strukturellen Angebote Organisationen bereitstellen können, um Mitarbeitende in ihrer beruflichen Entwicklung sowie in ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit zu stärken. Gleichzeitig betonte sie, wie wichtig es ist, auch selbst aktiv für die eigene Selbstfürsorge zu sorgen – etwa durch klare Priorisierung, Grenzen setzen oder das Einfordern von Unterstützungsangeboten.
Ein Schwerpunkt lag auf der Frage, wie sich Erwerbstätigkeit (paid work) mit privaten Verpflichtungen (unpaid work) – etwa Kinderbetreuung, Haushalt oder Angehörigenpflege – besser vereinbaren lässt. Schneebaum stellte verschiedene Ansätze vor, um Überforderung vorzubeugen und die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit fairer zu gestalten. Dazu zählen u.a. realistische Workloads, das bewusste Delegieren sowie Partnerschaftlichkeit im privaten Umfeld.
Praktische Maßnahmen gegen den Gender Career Gap
Zuletzt ging es um konkrete Maßnahmen, um beruflichen Entwicklungsunterschieden zwischen den Geschlechtern entgegenzuwirken, aber auch um Bewusstseinsbildung, wenn sich die Lebenssituation verändert – wenn Frauen Mütter werden. Maßnahmen, die Abhilfe schaffen können, sind Transparenz und ein „care-inclusive workplace design“, das heißt etwa keine Meetings nach 16 Uhr anzusetzen. Hilfreicher Tipp: Kalendereinträge schaffen Klarheit und einfach im Team und mit Vorgesetzen reden. Aber auch unterschiedliche Arbeitsmodelle wie Jobsharing oder Co-Leadership bieten gute Möglichkeiten, dem Gender Career Gap entgegenzuwirken.
Wir danken allen Teilnehmenden für den regen Austausch und freuen uns auf die nächsten Sessions der Equality Break-Reihe! Die nächste Equality Break findet am 5. März 2026 statt.
Über Alyssa Schneebaum
Alyssa Schneebaum, Ph.D. ist aktuell Käthe-Leichter-Gast-Professorin an der der Universität Wien, zuvor war sie Professorin an der WU Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen vor allem in den Bereichen Arbeitsökonomie, angewandte Mikroökonometrie sowie Gender-, Familien- und Ungleichheitsökonomie. Alyssa Schneebaum war von 2014 bis 2018 Stipendiatin des Hertha-Firnberg-Programms des FWF Österreichischen Wissenschaftsfonds. 2016 wurde ihr der Kurt-Rothschild-Preis verliehen, 2017 erhielt sie den Preis für innovative Lehre der WU und 2018 gewann sie den Käthe-Leichter-Preis.