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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Ambient Assisted Living – IKT für ein aktives und sicheres Leben im Alter

30.08.2011
Vorwort vom AAL-Experten Mario Drobics im aktuellen Newsletter der OVE-GIT

Mit zunehmendem Alter steigt die Gefahr für ältere Menschen, bedingt durch den fortschreitenden Abbau ihrer physischen und psychischen Leistungsfähigkeit, nicht mehr selbstständig für sich sorgen zu können. Dies führt zu einer erhöhten Abhängigkeit von Dritten oder zieht im schlimmsten Fall die Notwendigkeit einer Übersiedelung in ein Alten- oder Pflegeheim nach sich. Zudem stellt uns die Überalterung der Gesellschaft vor gewaltige ökonomische, soziale und menschliche Herausforderungen. Dabei können moderne IT-Systeme wesentlich zum Erhalt der Unabhängigkeit und der Lebensqualität im Alter beitragen.

Die derzeitigen Initiativen auf europäischer und nationaler Ebene in diesem Bereich werden unter dem Begriff Ambient Assisted Living, oder kurz AAL, zusammengefasst. Darüber hinaus erkennen auch immer mehr Unternehmen das Zukunftspotential dieses Marktes. Die GfK hat beispielsweise 2004 ermittelt, dass alleine in Deutschland die 30,2 Mio. Menschen der Generation 50+ über ein jährliches Nettoeinkommen von 643 Mrd. Euro verfügen – mehr als die 30- bis 50-Jährigen. Nach einer Umfrage in den USA (2000) wollen 84 % der 55- bis 64-Jährigen, 92 % der 65- bis 74-Jährigen und 95 % der über 74-Jährigen im Alter zu Hause bleiben. In Deutschland gibt es ca. 2 Mio. Pflegebedürftige; die Kosten haben sich von 1997 bis 2004 auf 17,6 Mrd. Euro fast verdoppelt (Quelle: BMBF, 1.10.2004), und die Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen Kosten von jährlich 35,4 Mrd. Euro, Diabetes von 31,4 Mrd. Euro (2002)(*).

Die Anwendungsfelder von AAL sind entsprechend den unterschiedlichen Bedürfnissen der Anwender/innen weit gestreut und reichen von Lösungen zur Steigerung der Mobilität, über Notfallerkennung, Pflegeunterstützung, Gesundheit und Wellness, bis zu Anwendungen zum Erhalt der sozialen Kontakte für Mobilitäts-eingeschränkte Personen.

Bei der Entwicklung von AAL-Anwendungen ist es jedoch immer entscheidend, sowohl die Anwender/innen als auch alle beteiligten Interessensgruppen in den Entstehungsprozess zu integrieren. Dies trägt einerseits maßgeblich zur Akzeptanz der entwickelten Lösung bei, hilft aber auch, Probleme frühzeitig zu erkennen und alternative Lösungsstrategien zu entwickeln. Gerade im Bereich der Vernetzung von Pflege und Medizin müssen darüber hinaus Aspekte der Verantwortlichkeiten und Kostenträgerschaft berücksichtigt werden, die nur in einem Dialog aller Beteiligten zu lösen sind.

Mit der Arbeitsgruppe „Ambient Assisted Living“ in der OVE-GIT wollen wir eine Plattform für Diskussionen zu diesem Thema und für den Austausch von Know-how und Erfahrung schaffen – schließlich ist gerade in diesem Bereich eine starke Vernetzung aller Beteiligten unumgänglich. Diskussionsbeiträge, Kommentare und Anregungen an git@ove.at sind natürlich herzlich willkommen!

Quelle: http://www.aal-deutschland.de/aal-1/marktpotenziale