Aktuell findet man in den Sozialen Medien unter dem Hashtag #frauenticket eine Welle an Postings und Meldungen, wonach mehrheitlich Frauen darüber berichten, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen wurden, oftmals als psychische „Spinnerei“ abgetan und somit nicht entsprechend behandelt wurden. Vor allem bei noch wenig beforschten oder neuen Krankheitsbildern wie Long Covid leiden Betroffene unter diesem “medical gaslighting“: Ärzt:innen negieren dabei die Schmerzen der Frauen bzw. werden sie damit tatsächlich falsch behandelt.
Schmerz-Aspekte werden visualisiert
Genau hier setzt das Projekt „Embodied Perceptions“ (dt. „verkörperte Wahrnehmungen“) an, das im September unter Leitung des AIT Center for Technology Experience gestartet wurde. Im Projekt sollen die Grundlagen für eine userzentrierte Plattform entwickelt werden, die es den Patient:innen ermöglicht, ihre persönlichen Schmerzempfindungen in 3D-Technologie zu visualisieren. Verschiedene Aspekte des Schmerzes – wie Intensität, Ort, Ausbreitung und Art des Empfindens – sollen mithilfe von Visualisierungsmethoden präzise dargestellt und so von Außenstehenden, wie dem medizinischen Personal, klar und schnell erfassbar gemacht werden. Diese Visualisierung soll sowohl Betroffenen selbst, aber auch medizinischem Personal helfen, die Beschwerden genauer zu kommunizieren und zu interpretieren. Insbesondere Menschen mit jeglichen körperlichen oder kognitiven sprachlichen Einschränkungen könnten davon profitieren. Damit eröffnet sich für alle Beteiligten eine völlig neuartige Dimension zu personalisierten Diagnose- und Behandlungsansätzen.
Schmerz besser verstehen und gezielter behandeln
„Schmerz ist eine hochindividuelle und oft schwer zu beschreibende Erfahrung. Im Projekt ‚Embodied Perceptions‘ wollen wir Wege finden, Schmerz sichtbar und verständlich zu machen“, betont Diotima Bertel, Projektleiterin am AIT Center for Technology Experience. „Durch diversitätssensible 3D-Visualisierungen können Patient:innen ihre Empfindungen auf eine neue Art ausdrücken. Das hilft dem medizinischen Personal, den individuellen Schmerz der Patient:innen besser zu verstehen und gezielter zu behandeln“, erklärt Bertel. Am AIT Center for Technology Experience gibt es langjähriges und interdisziplinäres Know-how zur Entwicklung gendersensibler, userzentrierter Technologien sowie auch zur Evaluation von Technologien mithilfe von User-Studien.
Ausblick: Schmerztherapie digital unterstützt verbessern
„Embodied Perceptions“ profitiert von der engen Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Fachdisziplinen und langjährig erfahrenen Partner:innen. Neben dem AIT als Projektkoordinator sind der Verein EURAG Österreich/Allianz Chronischer Schmerz (Patient:innen-Perspektive), die Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit als führende Institution in der Langzeitpflege, das Software-Kompetenzzentrum RISC sowie das Technologieunternehmen SYNYO Teil des Konsortiums. Diese interdisziplinäre Expertise stellt sicher, dass im Projekt sowohl praxisorientierte als auch digital innovative Lösungen entwickelt werden.
Das Projekt „Embodied Perceptions –Diversitätssensible Darstellung und Visualisierung von Körperdaten“ wird im Zuge der FFG Ausschreibung FEMtech 2023 gefördert und läuft seit September 2024 für 30 Monate.