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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

„HerzMobil Tirol“-APP

15.12.2014
Tiroler PatientInnen mit Herzschwäche werden mit Telemedizin zu Hause überwacht.

Innsbruck, 12.12.2014 – Eine echte Herausforderung für das Gesundheitssystem sind die Herzschwäche-PatientInnen, deren Zahl stetig zunimmt: Die Sterberate ist höher als bei den häufigsten Tumorerkrankungen. Nach einem stationären Aufenthalt wegen Herzinsuffizienz beträgt die Wiederaufnahmequote nach sechs Monaten derzeit 50 Prozent.

„Um die Überlebenschance dieser chronisch kranken Menschen zu verbessern, aber um ihnen zugleich Lebensfreude, Hoffnung und Sicherheit in einer schwierigen Lebenssituation vermitteln zu können, startet in Tirol ein Pilotprojekt für die telemedizinische Versorgung bei Herzinsuffizienz“, berichtete Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg heute, Freitag, gemeinsam mit Werner Salzburger, Obmann der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK), unmittelbar nach dem Beschluss in der Zielsteuerungskommission des Tiroler Gesundheitsfonds: „Mit ‚HerzMobil Tirol‘ sind auch wichtige Erkenntnisse möglich, wie zukünftig die telemedizinische Versorgung von chronisch kranken Menschen aussehen wird. Das bedeutet nicht nur für das österreichische Gesundheitswesen, sondern auch international einen vollkommen neuen Maßstab für das Therapiemanagement.“

Gemeinsam mit AIT Austrian Institute of Technology, Universitätsklinik Innsbruck und Tiroler Landeskrankenanstalten GmbH (TILAK) ist es gelungen, dieses international einmalige Pilotprojekt „HerzMobil Tirol“ zum Monitoring von Herzinsuffizienz zu realisieren. In den kommenden neun Monaten werden 50 speziell geschulte PatientInnen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zu Hause täglich ihre Vitaldaten mit einfach zu bedienenden Messgeräten erfassen: Die Werte von Körpergewicht, Blutdruck und Herzfrequenz senden sie über die „HerzMobil Tirol“-App in eine Datenbank, in welche (nur) die behandelnden MedizinerInnen vom Netzwerk aus Einblick haben. Werden bestimmte Grenzwerte überschritten, können die ÄrztInnen ihrerseits sofort über die „HerzMobil Tirol“-App reagieren und die Therapie anpassen.

PatientInnen mit Herzinsuffizienz zeigen stabile Phasen mit weitgehend akzeptabler Lebensqualität unterbrochen von instabilen Phasen mit Krankenhausaufenthalten. Die engmaschige Überwachung und die schnelle Reaktion auf Probleme der PatientInnen führen zu einer Verbesserung von Lebensqualität, Leistungsfähigkeit, Therapietreue und insbesondere zu einem Überlebensvorteil. „Der Gesundheitszustand hat sich nach sechs Monaten deutlich verbessert und entspricht Werten mit einem längeren stabilen Krankheitsverlauf“, verweist der Kardiologe Gerhard Pölzl von der medizinischen Universitätsklinik Innsbruck als ärztlicher Projektleiter von „HerzMobil Tirol“ auf bisherige erste Ergebnisse.

Das Land Tirol verfügt bereits über eine Vorreiterrolle im Bereich medizinischer Innovation und engagiert sich bereits seit Jahren sehr erfolgreich bei der IT-Vernetzung der Krankenanstalten. Georg Lechleitner, Abteilungsvorstand für das TILAK-Informationsmanagement: „Sogenannte Telegesundheitsdienste werden in Zukunft eine wesentliche Rolle in modernen Versorgungsstrukturen spielen. Derzeit noch bestehende Systemgrenzen zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen wie etwa Krankenhäusern und niedergelassenen Ärztinnen sowie Ärzten können auf diese Weise aufgehoben werden.“

„In den letzten Jahren konnte das AIT Austrian Institute of Technology in enger Zusammenarbeit mit den führenden medizinischen und technischen Universitäten in Österreich zeigen, dass moderne Infrastrukturtechnologien wie Smartphones neue innovative Wege in der aktiven Einbindung der Patientinnen und Patienten in den Behandlungspfad eröffnen”, ergänzte Anton Dunzendorfer vom AIT. Das Herz dieser IT-Infrastruktur ist eine modular aufgebaute Telemedizin-Plattform, deren Einsatz sich nicht nur auf die Herzinsuffizienz beschränkt, sondern auch spezifische telemedizinische Anforderungen weiterer chronischer Erkrankungen wie Diabetes bietet.

„Die Herausforderung der Zukunft liegt darin, effiziente Versorgungsstrukturen bereitzustellen, um die Zunahme chronisch Kranker zu verhindern“, erläutert TGKK-Obmann Salzburger. „Wir sind bestrebt, die Versorgungsqualität der Patientinnen und Patienten durch Anwendung moderner Technologie im Bereich der Telemedizin entscheidend zu erhöhen“, schließt LR Tilg.

An diesem Projekt sind die TILAK-Krankenhäuser Innsbruck, Hall i. T., Natters und Hochzirl sowie insgesamt 17 ÄrztInnen – darunter zehn niedergelassene ÄrztInnen – beteiligt. Außerdem wirken drei diplomierte KrankenpflegerInnen mit einer speziellen Schulung für Herzinsuffizienz mit, die das Betreuungsnetzwerk ergänzen. Dem Pilotprojekt ging ein zweieinhalbjähriger Testlauf mit 67 Tiroler PatientInnen voran. (Autor: Robert Schwarz)

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FÜR WEITERE INFORMATIONEN:

Michael Mürling
AIT Austrian Institute of Technology
Marketing & Communications, Digital Safety & Security Department
+43 (0)50550-4126
michael.mürling@ait.ac.at I www.ait.ac.at