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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Telemedizinische Betreuung nach Herzinfarkt für nachhaltigen Therapie-Erfolg

04.09.2013
„MyCor“ - Pilotprojekt in Tirol für mehr Transparenz und Eigenverantwortung

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie ein Herzinfarkt sind in Österreich die häufigste Todesursache. Nach überstandener Erkrankung soll die telemedizinische Betreuung die Nachhaltigkeit der Akuttherapie sicherstellen. Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz am Mittwoch, 4. September 2013 in Tirol stellten Landesrat Univ.-Prof. Bernhard Tilg, Peter McDonald, Obmann-Stv. der SVA und Priv.-Doz. Matthias Frick von der Medizinischen Universitätsklinik Innsbruck, das telemedizinische Pilotprojekt MyCor nach einem Herzinfarkt vor. Ziel des Programms ist es, den Gesundheitszustand der Patienten zu verbessern und das Risiko für Rückfälle und Folgeerkrankungen zu reduzieren.

Patienten nach einem überstandenen Herzinfarkt oder einer Stent-Implantation gelten als Hochrisikopatienten. „Umso wichtiger ist deshalb die Versorgung der Betroffenen nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurden“, erklärt Priv.-Doz. Matthias Frick. „Hier setzt das Pilotprojekt MyCor an. Durch mehr Eigenverantwortung soll die Therapietreue bei der Medikamenteneinnahme und bei den vorgeschlagenen Lebensstil-Veränderungen gefördert werden, um somit den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern und das Risiko für Rückfälle zu minimieren.“

Telemonitoring verdeutlicht den Patienten ihre Eigenverantwortung für ihre Gesundheit“, ist Peter McDonald überzeugt „und durch gesunde Ernährung, mehr Bewegung im Alltag, Stressminimierung und Gewichtsanpassung kann jeder Einzelne das Risiko für einen Rückfall reduzieren“. Auch nach einer überstandenen Erkrankung sei es wichtig, dass sich die Betroffenen aktiv ihrer eigenen Gesundheit widmen. Das telemedizinische Programm unterstütze die Patienten beim selbständigen Umgang mit ihrer Gesundheit und stärke die Gesundheitskompetenz.

Nach einem Herzinfarkt sind eine medikamentöse Therapie und regelmäßige Kontrolluntersuchungen unerlässlich. Dabei spielt jedoch die Mitarbeit der Patienten, den empfohlenen Lebensstil und die medikamentöse Therapie tatsächlich umzusetzen, eine sehr wichtige Rolle. „Oft widmen sich die Patienten diesen Empfehlungen nur halbherzig“, weiß Frick erfahrungsgemäß. In diesem Fall sei das Risiko für einen Rückfall stark erhöht.

Das Land Tirol verfügt seit Jahren über eine Vorreiterrolle im Bereich medizinischer Innovation, eHealth und Medizintechnik. „Um die beste Medizin für die Tirolerinnen und Tiroler anbieten zu können, bedarf es auch moderner IT-Infrastruktur und innovativer Medizintechnik,“ so Gesundheitslandesrat Tilg. Tirol engagiert sich bereits seit Jahren sehr erfolgreich bei der IT-Vernetzung der Krankenanstalten. Auch im Bereich innovativer medizinischer IT-Konzepte ist Tirol Technologieführer und hat die Leadership in der Umsetzung moderne Versorgungsstrukturen wie bespielweise dem Behandlungspfad Schlaganfall. So wurden und werden Projekte wie Teleradiologie, elektronischer Befundaustausch mit den niedergelassenen Ärzten oder aber auch die Pilotierung von eMedikation konsequent umgesetzt. „Die Herausforderung der Zukunft ist die Steigerung der Anzahl der chronisch kranken Patientinnen und Patienten auf Grund der demographischen Entwicklung. Diese Herausforderung gilt es anzunehmen und rechtzeitig die richtigen Weichen zu setzen. Das Pilotprojekt zur telemedizinischen Betreuung nach Herzinfarkt soll wichtige Erkenntnisse liefern, wie die Zukunft der Medizin in Tirol aussehen kann“, so Gesundheitslandesrat Tilg.

Es sei durchaus denkbar, dass das Pilotprojekt regional ausgeweitet werde und dass Telemonitoring auch für andere Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzschwäche oder nach einem Schlaganfall angewendet werde, meint McDonald. „Die Möglichkeit der telemedizinischen Betreuung birgt großes Potential für den verbesserten Therapie-Erfolg.“

Das MyCor-Programm
Während der eineinhalbjährigen Pilotphase werden 25 Patienten, die an der Universitätsklinik Innsbruck behandelt werden am MyCor-Programm teilnehmen. Bei der Entlassung aus der Klinik erhalten die Patienten ein sogenanntes Telemonitoring-Set, mit einem Blutdruckmessgerät, einem Schrittzähler, einem Mobiltelefon, und gegebenenfalls einer Körperwaage oder einem Blutzuckermessgerät.

Mit diesem am AIT Austrian Institute of Technology entwickelten Telemonitoring System übermitteln die Patienten täglich via Smartphone ihre selbständig erfassten Daten: Blutdruck, Puls, Anzahl der Schritte pro Tag, ihre persönliche Einschätzung über ihr Wohlbefinden, Information zur Medikamenteneinnahme und optional den Blutzuckerwert oder ihr Körpergewicht. Die Daten werden über eine App verschlüsselt über das Mobiltelefon an die Klinik übermittelt. Die Technologie erlaubt eine berührungslose Übertragung der Daten z. B. vom Blutdruckmessgerät auf das Mobiltelefon ohne Zutun des Patienten. Die zuständigen Ärzte können jederzeit auf die Verlaufsdaten ihrer Patienten elektronisch via Web-Interface zugreifen.  Einmal wöchentlich erhalten die Patienten eine automatisch generierte Rückmeldung zu Ihren erfassten Daten mit Bezug zu den vom Arzt empfohlenen Zielwerten.

Rückfragehinweise:
Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft
Mag. Patricia Gassner, MPhil
Tel. Nr. 05 08 08/3452
E-Mail: patricia.gassner@svagw.at

AIT Austrian Institute of Technology
Mag. (FH) Michael Mürling
Tel.Nr. 0664 2351747
E-Mail: michael.muerling@ait.ac.at