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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Karrierewege bei AIT

10.05.2012

Csaba Beleznai, Senior Scientist am AIT Safety & Security Department, über die Unterschiede des ForscherInnenalltags in der Privatwirtschaft zu jener in außeruniversitären Forschungsstätten.

 Herr Beleznai, Sie waren in der Privatwirtschaft für die industrieorientierte Auftragsforschung verantwortlich. Was hat Sie veranlasst, zum AIT Austrian Institute of Technology zu wechseln?
Csaba Beleznai: Die enge Zusammenarbeit mit Industriepartnern im Rahmen meiner Arbeit beim Kompetenzzentrum Advanced Computer Vision beeinflusste natürlich stark den Charakter der Forschungsaktivitäten: hauptsächlich anwendungsorientierte Projekte und nur wenig Freiraum für grundlegend neue wissenschaftliche Ansätze. Trotz der strengen Rahmenbedingungen war das für mich eine spannende Aufgabe, da wir an vorderster Front der wissenschaftlichen Entwicklung standen, engen Kontakt mit wissenschaftlichen Expertinnen und Experten von fast mythischem wissenschaftlichen Ruf hatten und auch sahen, wie schnell sich Ideen zum Einsatz entwickeln können. Diese dynamische Arbeitsatmosphäre war wahrscheinlich für mein ganzes Leben prägend.

Der Wechsel zum AIT war der logische Schritt hinsichtlich der wissenschaftlichen Disziplin, der geographischen Lage und einem ähnlich spannenden Umfeld. Was sind für Sie persönlich die größten Unterscheidungsmerkmale dieser zwei Einsatzgebiete in Bezug auf Ihre Forschungsarbeit – Privatwirtschaft versus außeruniversitäre Forschungsstätte?
Beleznai: In meiner täglichen Arbeit bei AIT kommt ein kombinierter Forschungsansatz zum Einsatz, der die Zusammenarbeit zwischen ForscherInnen und IngenieurInnen betont. Diese Integration erwirkt einen einzigartigen Einfluss der Forschung auf die Entwicklung von Technologielösungen, erfordert aber gleichzeitig auch einen bestimmten Abstand, der oft für eine sinnvolle wissenschaftliche Untersuchung notwendig ist. Diese Kombination ermöglicht es, wissenschaftliche Fortschritte möglichst rasch in den praktischen Einsatz zu bringen. Auf dieser Weise sind in unserer Gruppe schon viele innovative „Computer Vision“-Lösungen entstanden. Aktivitäten im privaten Sektor sind in erster Linie aufgabenorientiert – und der Entwicklungsdruck lässt somit in der Regel nur beschränkten Freiraum für sorgfältige wissenschaftliche Untersuchungen zu.

Sie sind auch wissenschaftlicher Koordinator eines K-Projektes aus dem COMET-Programm. Inwieweit lässt sich diese Funktion für Ihre Arbeit am AIT nutzen?
Beleznai: Sehr sogar. Die Anwendungsziele sind zwar sehr unterschiedlich, dennoch beruhen all diese Systeme auf verwandten algorithmischen Konzepten, um digitale Bildinhalte extrahieren und interpretieren zu können. Diese Aktivitäten zielen auf höchst anspruchsvolle Anwendungen ab, bei denen ein zuverlässiger Betrieb unter allen Beobachtungsbedingungen sehr schwer zu erreichen ist und zur Problemlösung neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Ansätze nötig sind. In unserem K-Projekt erarbeiten wir einen großen Pool von algorithmischen Bausteinen und Know-how, die wir sehr erfolgreich in sicherheitsrelevanten Systemlösungen einsetzen.

Wie hoch ist der internationale Arbeitsaufwand eines AIT Senior Scientists? Wie wichtig ist für Ihre Arbeit Ihr internationales Netzwerk?
Beleznai: AIT Senior Scientists sind in der Regel stark auf internationaler Ebene vernetzt – in Form von gemeinsamen Projekten, Publikationen mit akademischen Partnern, Organisation von Workshops und Konferenzen, Austauschprogrammen, Gastvorträgen und wissenschaftlichen Reviews. Wir arbeiten dabei mit einigen der besten Forschungsinstituten in Europa und in den USA zusammen. Ein internationales Netzwerk ist essentiell, um mit dem hohen Tempo der wissenschaftlichen Entwicklung Schritt zu halten. Wie in allen wissenschaftlichen Bereichen verzeichnet auch in der „Computer Vision“ die Menge an Wissen sehr hohe Zuwachsraten, und ein wissenschaftliches Netzwerk wird als „kollektives Gehirn“ verwendet, um die relevanten Informationen zu extrahieren, die uns näher zur Lösung unserer Forschungsprobleme bringt.