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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Studie CO₂-Transportnetz in Österreich, CCU, CCS

Das AIT Austrian Institute of Technology, die AGGM, der Lehrstuhl für Energieverbundtechnik der Montanuniversität Leoben und Frontier Economics wurden vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) beauftragt, im Rahmen einer Studie:

  1. CO₂-Punktquellen und -Senken in und um Österreich geografisch sowie quantitativ zu erfassen
  2. Einen Routenplan zur Verbindung dieser Punkte zu konzipieren
  3. Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse durchzuführen und mit internationalen Projekten zu vergleichen
  4. Klare Handlungsempfehlungen und nächste Schritte abzuleiten

Ziel war es, eine fundierte Grundlage für die Entwicklung einer CO₂-Transportinfrastruktur zu schaffen, die zur Erreichung der österreichischen Klimaziele beiträgt.

 

Die Herausforderung: Unvermeidbare Emissionen

Um das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen, müssen unvermeidbare CO₂-Emissionen der Industrie effizient abgeschieden, transportiert und entweder genutzt oder sicher langfristig gespeichert werden. Dies betrifft insbesondere Bereiche, in denen CO prozessbedingt entsteht, wie z.B. Zementherstellung, oder die Emissionen unvermeidbar sind wie Müllverbrennung.

Laut der Studie sind jährlich zwischen 9 und 15 Millionen Tonnen CO₂ nicht oder nur mit extrem hohen Kosten vermeidbar, oder „hard to abate“. Besonders betroffen sind:

  • Industriesektoren mit prozessbedingten Emissionen („Hard-to-abate“-Industrien, 4-8 Mt CO₂/Jahr)
  • Diffuse, nicht fassbare Quellen wie Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF), oder Landwirtschaft, für die keine gesellschaftlich akzeptablen Alternativen bestehen (5-7 Mt CO₂/Jahr)
  • Restemissionen anderer Sektoren, bei denen die letzten Dekarbonisierungsmaßnahmen exorbitant teuer wären

 

Der Lösungsansatz: CO₂-Abscheidung, Transport und Speicherung

Ein CO₂-Transportnetz ermöglicht drei zentrale Maßnahmen zur Emissionsreduktion:

  1. CO₂-Abscheidung an Punktquellen (z. B. Industrieanlagen), insbesondere auch Biogene
  2. CO₂-Nutzung (CCU) für Produkte wie synthetische Kraftstoffe oder Chemikalien
  3. CO₂-Speicherung (CCS) in geologischen Formationen

Da Österreich als Binnenland nur begrenzte CO₂-Speichermöglichkeiten besitzt, wird auch der Export von CO₂ zur Speicherung im Ausland eine wesentliche Rolle spielen. Besonders die große Biomasseindustrie in Österreich bietet Potenzial zur Nutzung und Speicherung von biogenem CO₂, um unvermeidbare Emissionen zu kompensieren.

 

Entwicklung eines CO₂-Transportnetzes

Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurden CO₂-Punktquellen und -Senken in und um Österreich geografisch sowie quantitativ erhoben. Zudem wurden:

  • Ein Routenplan zur Verbindung dieser Punkte entwickelt
  • Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse durchgeführt
  • Internationale CCS-Unterstützungsmaßnahmen untersucht

Das zukünftige CO₂-Netz soll zwei Hauptaufgaben erfüllen:

  1. Ermöglichung einer kosteneffizienten und zeitnahen Umsetzung industrieller und kommunaler CCS-Projekte
  2. Erreichung der österreichischen Klimaneutralität durch Ermöglichung der Kompensation unvermeidbarer Emissionen, indem biogenes CO₂ abgeschieden, transportiert und gespeichert wird („Carbon Dioxide Removal“, CDR)

Im Netzkonzept Szenario 1 sollen zwischen den 2030er- und 2050er-Jahren jährlich 6 bis 13 Millionen Tonnen CO₂ zu geologischen Speichern in Österreich und im Ausland transportiert werden. Dabei werden einzelne CO₂-Pipelines schrittweise zu einem umfassenden CO₂-Transportnetz ausgebaut.

Das abgeschiedene CO₂ stammt aus:

  • „Hard-to-abate“-Sektoren, wie in der österreichischen Carbon-Management-Strategie definiert, z.B. Müllverbrennung
  • Industrieanlagen mit nachhaltiger Biomassenutzung, die CO₂-Emissionen unvermeidlich erzeugen

Technische und wirtschaftliche Aspekte

Die relativen Kosten entlang der gesamten CCS-Wertschöpfungskette – von Abscheidung über Transport bis zur Speicherung – liegen im Mittel je nach Konzentration bei der Quelle zwischen 150 und 250 € pro Tonne CO₂ (für die Jahre 2040/2050, in Einzelfällen auch weit darunter oder darüber).

Die Transportkosten per Pipeline sind davon 35-50 € pro transportierter Tonne CO₂. Wesentliche Kostenfaktoren sind:

  • CO₂-Konzentration im Rauchgas (je höher, desto günstiger die Abscheidung)
  • Verfügbarkeit lokaler CO₂-Speicher, da der Transport über weite Strecken zusätzliche Kosten verursacht

Die Investitionskosten (CAPEX) für den Vollausbau des CO₂-Transportnetzes werden auf 12-18 Milliarden Euro geschätzt, während die jährlichen Betriebskosten (OPEX) zwischen 1,2 und 3,5 Milliarden Euro liegen.

 

Nächste Schritte

Um eine erfolgreiche Umsetzung des CO₂-Transportnetzes zu gewährleisten, sind folgende Maßnahmen erforderlich:

Rechtliche Rahmenbedingungen schaffen für den CO₂-Transport und die Speicherung
Schnelle Planungssicherheit für Netzbetreiber und Industrie durch klaren regulativen Rahmen und rasche Genehmigungsverfahren
Öffentliche Garantien zur Finanzierung, um hohe Investitionsrisiken zu minimieren
Internationale Kooperation, um CO₂-Exportmöglichkeiten sicherzustellen
Detaillierte Folgeanalysen zur technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit

 

Wichtiger Hinweis zur Interpretation der Studie

Die Ergebnisse dieser Studie sind kein konkreter Umsetzungsplan, sondern dienen als Orientierungshilfe für zukünftige Entscheidungen.

 

Download Studie CO₂-Transportnetz in Österreich