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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

EGU 2018: Studie zu Erdrutschgefährdung von Straßen vorgestellt

13.04.2018
AIT-Experte Matthias Schlögl präsentiert Prognose zu Hangrutschungen mit Einfluss auf die Verkehrsinfrastruktur bis zum Jahr 2100
 

Vom 8. bis 13. April fand im Austria Center Vienna das European Geosciences Union (EGU) General Assembly 2018 statt. Mit rund 15.000 TeilnehmerInnen aus über hundert Ländern zählt die jährlich stattfindende Veranstaltung zu den weltweit bedeutendsten Konferenzen im geowissenschaftlichen Bereich.

Matthias Schlögl, Dissertant am AIT Center for Mobility Systems, wurde eingeladen, im Rahmen einer Pressekonferenz zum Thema „Hazards in a changing climate“ eine Studie zur zukünftigen Entwicklung von Hangrutschungsereignissen mit Einfluss auf die Transportinfrastruktur in Mitteleuropa vorzustellen.

 

 

Zur Studie: Landslide exposure of transport infrastructure in a changing climate

Gravitative Naturgefahren stellen – vor allem im alpinen Raum – eine erhebliche natürliche Bedrohung für die Transportinfrastruktur dar. Jüngste Berichte über Felsstürze, Hangrutschungen und Murgänge in Westösterreich und die daraus resultierenden Straßensperren (z.B. Bezirk Landeck, Valsertal, Fernpassstraße, Reschenstraße) unterstreichen die Wichtigkeit resilienter Infrastruktur für Bevölkerung und Wirtschaft.

Im Zuge voranschreitender klimatischer Änderungen ist zu erwarten, dass Starkregenereignisse (als möglicher auslösender Faktor von Hangrutschungen) europaweit zunehmen. In einer gemeinsamen Studie haben ForscherInnen des AIT Austrian Institute of Technology und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) daher untersucht, wie sich hangrutschungsauslösende Regenereignisse in den nächsten Jahrzehnten in Mitteleuropa entwickeln könnten. Dazu wurde der Verlauf eines Klimaindikators, welcher sowohl die Dauer (vgl. Vorfeuchte des Bodens) als auch die Intensität (als auslösenden Faktor) beinhaltet, bis zum Ende des 21. Jahrhunderts untersucht und mit den gegenwärtigen Bedingungen verglichen. Die Berechnungen basieren dabei auf einem Ensemble von 17 Klimamodellläufen für das A1B Emissionsszenario des IPCC.

Die Ergebnisse der Klimamodellierung wurden dann auf das Straßen- und Schienennetz in Mitteleuropa umgelegt. Die Resultate zeigen dabei, dass die Exposition von Straßen- und Schieneninfrastruktur gegenüber Starkregenereignissen, welche potentiell Hangrutschungen auslösen können, in ganz Mitteleuropa grundsätzlich zunehmen wird. Was das Ausmaß der Zunahme betrifft, treten dabei jedoch starke räumliche Unterschiede auf. Während flache, tiefgelegene Regionen nur geringe Zunahme aufweisen, sind höher gelegene, hügelige bis gebirgige Regionen deutlich stärker betroffen. Diese generelle räumliche Verteilung zeigt sich bereits in der nahen Zukunft (2021–2050), tritt in der ferneren Zukunft (2071–2100) jedoch noch deutlicher zutage. Besonders betroffene Gebiete dürften etwa die Vogesen, das Juragebirge, der Schwarzwald, die Schwäbische Alb, der Böhmerwald und das Alpenvorland sein.

AIT-Experte Matthias Schlögl: „Mit dieser Studie wollen wir einen Beitrag dazu leisten, die Resilienz der Transportinfrastruktur gegenüber Naturereignissen zu erhöhen und gleichzeitig EntscheidungsträgerInnen bei der Implementierung von Anpassungsmaßnahmen unterstützen.“

 

Das Paper zur Studie ist hier nachzulesen.

Presseberichte:

science.orf.at - Forscher erwarten mehr Erdrutsche

science.apa.at - Klimawandel: Mehr Erdrutsche und vielleicht auch Vulkanausbruch

Tiroler Tageszeitung - Zukunft bringt mehr Erdrutsche in Tirol

standard.at - Klimawandel wird zu mehr Erdrutschen in Mitteleuropa führen