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Symbolfoto: Das AIT ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung

Junior Alpbach: Die Weisheit der Vielen nützt uns allen

27.08.2014
Kollektive Intelligenz im Cyberspace

Alpbach, 25.08.2014 (AIT) – Kathryn List, Mitglied des Rates, Europäisches Forum Alpbach sowie Initiatorin von Junior Alpbach, ein seit 16 Jahren etabliertes Programm im Rahmen der Technologiegespräche, ist es ein Anliegen, Wissenschaft und Technologie jungen Menschen näherzubringen. Eine wesentliche Rolle bei Junior Alpbach sind hands-on Aktivitäten und Gruppenarbeiten von Jugendlichen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Bildung sowie Herkunft. Die Herausforderung besteht darin, die Jugend in eine Kultur zu führen, die die Wissensgrenzen an allen Seiten verschiebt. Es entsteht ein Mentoring-Effekt der erfolgsversprechende Ergebnisse liefert und in der Wissenschaft unerlässlich ist.

Das Motto der heurigen Junior Alpbach Veranstaltung stand unter dem Titel „Die Weisheit der Vielen nützt uns allen“. Passend hierzu beschäftigten sich 17 Jugendliche im Alter zwischen 13 und 19 Jahren mit der Thematik der Langzeitarchivierung von Daten. Die Jugendlichen setzten sich aus vom Bundesministerium für Bildung und Frauen nominierten SchülerInnen, Jugendlichen, deren Eltern an den Technologiegesprächen teilnahmen sowie Alpbacher Jugendlichen, zusammen.

Der Wissenstand der Menschheit wird heute digital abgebildet, gespeichert und archiviert. Eine nicht unwesentliche Menge digitaler Inhalte von heute stellt ein essentielles Kulturgut dar, welches für die Nachwelt erhalten bleiben soll. Am AIT Austrian Institute of Technology arbeitet eine Forschungsgruppe rund um Ross King an der Entwicklung von Technologien, die unser digitales Wissen für zukünftige Generationen bewahren sollen. Wichtig ist dabei, dass diese Daten im digitalen Universum leicht für die Nachwelt auffindbar und abrufbar bleiben. Wie das genau funktionieren soll, haben sich die AIT ExpertInnen in einem Junior Alpbach Workshop gemeinsam mit SchülerInnen im Rahmen der diesjährigen Alpbacher Technologiegespräche in der Praxis angesehen.

Datenerhaltung für unsere Nachkommen
In ihrem Eröffnungsvortrag erläuterte Michela Vignoli, Expertin der AIT-ForschungsgruppeNext Generation Content Management Systems, zu welchen neuen Herausforderungen unser digitales Zeitalter für die Bewahrung von Wissen geführt hat. So beträgt die durchschnittliche Lebensdauer eines digitalen Dokuments ohne besondere Vorkehrung nur etwa 8 bis 10 Jahre. Zudem werden heute weltweit schneller neue Daten produziert, als zusätzlicher Speicher auf den Markt kommt. „Eine große Herausforderung für unsere heutige Informationsgesellschaft liegt in der sogenannten „Digital Preservation“, der Schaffung von Methoden zur Langzeiterhaltung von digitalen Daten“, so Vignoli. Diese sollen sicherstellen, dass auch in 100 Jahren und darüber hinaus noch Zugriff auf unsere digitalen Daten von heute möglich ist. Um dies zu ermöglichen, wird am AIT an Lösungen für einen offenen, einfachen und intuitiven Zugang zu Medienressourcen wie z.B. Bild-, Audio-, Video- und Textdateien gearbeitet. Die ForscherInnen arbeiten unter anderem an Multimedia-Annotationstools, die es UserInnen online ermöglichen, gemeinsam digitale Objekte mit weiterführenden Zusatzinformationen und Verknüpfungen (Metadaten) anzureichern - insbesondere zu relevanten Orten, Personen und Ereignissen.

Crowd Intelligence oder die Weisheit der Vielen
Eines der Hauptanwendungsgebiete dieser Werkzeuge liegt in der digitalen Erfassung von Kulturgütern – zum Beispiel im Rahmen der Digitalisierung historischer Photographien oder Landkarten, oder bei der photographischen Erfassung von Museumssammlungen. Die am AIT entwickelten Werkzeuge bestechen durch äußerst einfach benutzbare, über den Web-Browser für die Allgemeinheit zugängliche Interfaces. Auf diese Weise kann erstmals die breite Community – fast spielerisch – die Arbeit der ExpertInnen in Archiven, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen weltweit bei der Katalogisierung unterstützen. Durch diese sogenannte Crowd Intelligence bzw. die Weisheit Vieler, wurde oft sogar schon die eine oder andere unentdeckte Perle im Fundus aufgespürt, die den ExpertInnen, wären Sie wie bisher auf sich alleine gestellt, aufgrund der sonst nur schwer zu bewältigenden Datenmenge vielleicht entgangen wäre.

SchülerInnen arbeiten mit Crowdsourcing Tools
Die dafür am AIT entwickelten Tools wurden im Rahmen von Junior Alpbach mit den teilnehmenden SchülerInnen in der Praxis ausprobiert. In mehreren Gruppen – die miteinander im Wettbewerb standen – annotierten die Jugendlichen Bilder von prominenten Personen wie z.B. Bands, Fußballmannschaften, PolitikerInnen oder berühmte ForscherInnen und reicherten diese mit Metadaten an. Ziel war es, den Jugendlichen auf spielerische Weise näher zu bringen, wie digitale Daten mit relevanten Informationen bereichert werden können.

AIT Forschung ist internationales Vorzeigeprojekt
Der Trend zur Digitalisierung unserer Kulturgüter ist ungebrochen, und die Vorteile für die Institutionen liegen auf der Hand. Empfindliche Originale – wie zum Beispiel jahrhundertealte Landkarten, Urkunden oder Manuskripte – müssen weniger oft zur physischen Begutachtung aus den Archiven geholt werden, und bleiben damit nachkommenden Generationen länger erhalten. Gleichzeitig ermöglicht das Internet den sofortigen Zugriff für jedermann, an jedem Ort der Welt. Im Moment arbeitet das AIT gemeinsam mit Institutionen aus den USA und Großbritannien – darunter die Harvard University, die New York University, das King‘s College London und die British Library – an einem Projekt zur Aufarbeitung früher geographischer Texte und Landkarten. Innerhalb weniger Monate wurden mittels interdisziplinär ausgerichteten AIT-Werkzeugen bereits über 50.000 Ortsreferenzen in relevanten antiken lateinischen und griechischen Quellen identifiziert. „Diese nun maschinell durchsuchbaren und statistisch auswertbaren Metadaten ermöglichen uns völlig neue Ansätze bei der Analyse, Darstellung, und beim Vergleich von Dokumenten – und bieten uns damit spannende neue Blickwinkel auf diese wertvollen Zeugnisse menschlicher Entwicklung“, so Rainer Simon, technischer Leiter des Projekts.

Links:

  • <link research-services research-services-safety-security next-generation-content-management-systems _blank external-link-new-window external link in new>Next Generation Content Management Systems @ AIT


Rückfragehinweis:

Mag. (FH) Michael W. Mürling
Marketing and Communications
AIT Austrian Institute of Technology
Safety & Security Department
T +43 50550-4126  |  M +43 664 2351747
michael.muerling@ait.ac.at  |  www.ait.ac.at